Gleich hebt er ab: Kevin Krottke bejubelt seinen Siegtreffer zum 2:1 in der 88. Minute, verfolgt von Marian Kunze. Hinten ist SSV-Keeper Felix Bohe frustriert. Foto: HEIMSPIEL.media

“Oh, wie ist das schön!” Knapp 500 Zuschauer waren aus dem Häuschen, sangen nach dem Abpfiff begeistert den Evergreen der deutschen Fußballcharts. Gerade hatte der Lüneburger SK Hansa das Abstiegsduell gegen SSV Jeddeloh 2:1 gewonnen. Es war ein Drama! Erst in der 88. Minute fiel der erlösende Treffer durch Kevin Krottke. Damit kann sich der LSK wahrscheinlich aus eigener Kraft vor dem Abstieg retten.

Schon vorm Anpfiff war die Begeisterung und Unterstützung groß. Die LSK-Fans und Jugendfußballer machten ihre Ankündigung wahr, bildeten beim Einlaufen der Teams eine “Gasse der Gänsehaut”. Mit Fahnenschwenken, Trommeln und Gesängen schickten sie die Spieler auf den Platz.

Und die Mannschaft zeigte Wirkung. Von Beginn an nahm der LSK das Heft in die Hand. Eng am Mann, harte Zweikampführung, viel Laufarbeit und erfreuliche spielerische Akzente – soweit es der Hoppelrasen zuließ.

Felix Vobejda, nach Bank-Pause diesmal wieder in der Startelf, war auf der linken Seite eine absolute Belebung. Michael Ambrosius ersetzte den verletzten Abwehrspieler Enes Biyiklioglu sehr gut. Goson Sakai hatte LSK-Trainer Rainer Zobel diesmal ins offensive Mittelfeld beordert.

Und diese Nominierung rechtfertigte der Japaner schon allein dadurch, dass er in der 13. Minute ein Traumtor schoss: aus 20 Metern flach ins lange Eck. Unhaltbar. Ganz stark!

Goson Sakai (Nr. 4) jubelt über sein Tor zum 1:0 mit Felix Vobejda. Rechts eilt Tomer Pauer hinzu, der ein tolles Spiel im Mittelfeld machte. Foto: HEIMSPIEL.media

Der Funke sprang vom Rasen auf die Ränge über. Lange war die Stimmung bei einem LSK-Heimspiel nicht so gut. Der Fanblock, angetrieben vom unermüdlichen Trommler Stefan Hye, intonierte einen Schlachtgesang nach dem anderen. Der Schulterschluss von Fans und Mannschaft, er kommt genau im richtigen Moment.

Torjäger Kevin Krottke hatte eine weitere Torchance. Doch in der 25. Minute ein schmerzhafter Tiefschlag. Jeddelohs Mats Kaiser nahm einen abgewehrten Ball aus fast 30 Metern direkt – und die Granate knallte unter die Latte, schlug im Tor ein – 1:1. Lähmendes Entsetzen auf den Rängen. Denn bis dahin war der LSK die bessere Mannschaft.

Danach fast die erneute LSK-Führung. Utku Sen schlug einen Freistoß von halblinks vors Tor. Der Ball wäre wohl im langen Eck eingeschlagen. Doch Kevin Krottke fegte die Kugel beim Versuch, endgültig einzulochen, noch von der Linie. Oje, was für ein Pech!

LSK-Torjäger Utku Sen (l.) hatte Pech, dass sein Freistoß vom eigenen Mann auf der Torlinie geklärt wurde. Foto: HEIMSPIEL.media

Vor der Pause zweimal die große Chance für den Gast. Erst ging ein Kopfball am Tor vorbei. Dann rettete LSK-Torwart Ole Springer großartig gegen einen durchgebrochenen SSV-Stürmer, der ihn überloppen wollte. Halbzeit, puh! Durchatmen.

Nach der Pause zunächst ein zähes Hin- und Hergespiele – mit Vorteilen für Jeddeloh. Springer hielt einen SSV-Freistoß. LSK-Flügelmann Marian Kunze, der wieder ein starkes Spiel machte, brach halbrechts durch, war frei vorm Tor, verzog aber – was für eine Chance!

Michael Kobert kam für Sen, brachte neuen Schwung. In der 70. Minute flitzte Vobejda einmal mehr links durch, schoss aus bester Position – doch gehalten. Danach Kunze wieder von rechts auf Krottke. Riesenchance, doch wieder gehalten. Kopfball Krottke, drüber. Kopfball des starken Stefan Wolk, erneut drüber. Es war zum Haareraufen! Auf den Rängen machte sich Abstiegspanik breit. Alle wussten: Ein 1:1 reicht nicht.

In der 88. Minute die Erlösung: 2:1 durch Krottke!

Ridel Monteiro kam nun für Sakai. Der LSK warf alles nach vorn. Mit Erfolg. In der 88. Minute die Erlösung. Nach einer weiteren vergebenen Riesenchance kam der Ball zu Krottke. Und der Torjäger fackelte nicht lang, hämmerte den Ball in bester Mittelstürmer-Manier flach in die Maschen.

Der VfL-Platz erlebte eine Explosion der Gefühle. Die Spieler lagen in einer riesigen Traube übereinander. Auf den Rängen umarmten sich wildfremde Menschen. 2:1!

Doch es war noch nicht Schluss. Jeddeloh ließ nicht locker. Die LSK-Abwehrspieler warfen sich in jeden Ball. Dann: Abpfiff. Sieg! Es brachen alle Dämme.

Der zwölfte Mann: So jubelten die LSK-Fans beim Schlusspfiff. Sie hatten die Mannschaft schon vorm Anpfiff und während des gesamten Spiels leidenschaftlich unterstützt. Foto: HEIMSPIEL.media

“Oh, wie ist das schön!”, tönte es durchs Stadionrund. “Ihr seid geile, geile Fans”, schwärmte Stadionsprecher Henning “Juri” Juhre. Er legte gleich mal die richtungsweisende Scheibe für den Abend auf: “Jetzt ist der Teufel los bei uns in Lüneburg!”

LSK-Torwart Ole Springer beglückwünscht den Torschützen Goson Sakai. Links Kapitän Lukas Pägelow, rechts Bastian Stech, die beide eine starke Partie in der Abwehr ablieferten. Foto: HEIMSPIEL.media

Und die Rautenfans-Fans unter den Zuschauern waren sich einig: “Ein Glück, dass wir heute LSK und nicht HSV geguckt haben.”

Fans und Mannschaft – eine Einheit: Nach dem überlebenswichtigen Heimsieg feiern die LSK-Spieler mit einer La-Ola vor dem Fanblock. Foto: HEIMSPIEL.media

Jetzt geht’s zum Endspiel nach Wolfsburg!

Am kommenden Sonntag haben sich viele gleich zum Gucken in Wolfsburg verabredet. Dann steigt um 14 Uhr das letzte und alles entscheidende LSK-Spiel bei Lupo Martini. Lüneburg muss beim Schlusslicht gewinnen. Die Aussichten auf Klassenerhalt sind seit heute durch den zweiten 2:1-Sieg in Folge sprunghaft gestiegen. Denn der LSK hat Egestorf (2:4 verloren beim VfL Wolfsburg II) überholt, steht jetzt auf Platz 15, der zumindest die Relegation bringen sollte. Und auch Norderstedt ist nach der 0:2-Niederlage gegen Hannover 96 II wieder in Schlagweite, steht nur einen Punkt vor dem LSK. Die Norderstedter müssen am letzten Spieltag im direkten Abstiegsduell in Egestorf antreten. Herrje, das wird noch einmal dramatisch!

Auf jeden Fall heißt es nach dem 2:1-Supersieg: LSK, wunderbar – jetzt ist die Rettung ganz nah!

Video von der Einlauf-Choreo der LSK-Fans  👉 https://www.facebook.com/lueneburger.sk/videos/330508507585293/?t=5

So spielte der LSK: Springer – Kunze, Stech, Pägelow, Ambrosius, Vobejda (90. Ghandour) – Wolk, Pauer – Sakai (77. Monteiro) – Sen (67. Kobert), Krottke. Trainer: Zobel