Nach sechs Jahren verlässt Mario Drewes den LSK. Foto: HEIMSPIEL.media

Es ist fast ein wenig untergegangen im Abstiegsstress der Regionalliga, aber der Lüneburger SK Hansa hat zum Saisonende einen seiner besten – und beliebtesten – Leute verloren. Torwarttrainer Mario Drewes hat nach sechs Jahren beim LSK aufgehört. Grund genug, den 55-Jährigen gebührend zu verabschieden.

Egal, mit wem man spricht – alle schwärmen von Drewes. “Mario ist fachlich einer der besten Torwarttrainer, die ich hatte”, sagt LSK-Torwart Ole Springer, der es am besten von allen beurteilen kann, denn er durfte drei Jahre mit Drewes trainieren. Und immerhin spielte Springer vorher unter anderem beim FC St. Pauli. “Aber auch vor denen muss Mario sich nicht verstecken, auch nicht vor Paulis Torwarttrainern im Profibereich”, sagt der LSK-Keeper.

Im Sommer 2013 war der Uelzener Drewes zum LSK gekommen. “Ich sollte eigentlich Torwarttrainer bei meinem alten Bekannten Achim Otte werden, der damals die U18 des LSK trainiert hat.” Doch LSK-Herrencoach Elard Ostermann bekam das mit und angelte sich Drewes. “Im ersten Jahr habe ich noch die Jugend- und Herrenkeeper zusammen trainiert, das waren immer vier bis fünf Torleute.”

“Marios Training hatte professionelles Niveau”

Ein hoher Aufwand, wenn man mal das außergewöhnlich gute Training von Drewes gesehen hat. “Ich hatte eine Saisonstruktur und habe mich auf jede Einheit schriftlich vorbereitet, das Training individuell auf jeden Keeper abgestimmt”, sagt der Mann, der vom 7. bis 40. Lebensjahr bei Teutonia Uelzen im Tor gestanden hatte.

Das kann LSK-Torwart Ole Springer bestätigen: “Marios Training hatte höchstes professionelles Niveau. Auch der stete Gedankenaustausch mit ihm. Wir waren oft auf einer Wellenlänge bei der Beurteilung des Torwartspiels. Es geht dabei um Details, zum Beispiel bei den vielfältigen 1:1-Situationen. Wie spitz ist der Winkel? Hat der Stürmer Druck? Da kommt es auf die Feinjustierungen an. Ich kam 2013 schon gut ausgebildet zum LSK. Aber Mario hat mich in den wichtigen Nuancen noch mal ein Stück vorangebracht.”

LSK-Torwart Ole Springer (l.) ist voll des Lobes über den scheidenden Torwarttrainer Mario Drewes. Foto: HEIMSPIEL.media

Woher hat Drewes sein immenses Wissen über Torwart-Training? “Selbst beigebracht”, sagt er, ” ich habe alles gelesen, was ich finden konnte. Und mir hat meine jahrzehntelange Erfahrung als Torwart geholfen.”

Mit diesem Wissen hat Mario Drewes die Torwarte des LSK auf Spitzenniveau gebracht. Wer war der beste? “Ganz klar Ole Springer”, sagt Drewes, “auch Maxi Wulf war stark, aber er hatte nicht ganz so viel Talent wie Ole, musste sich alles hart erarbeiten. Außerdem hat Ole die Zeit beim FC St. Pauli weitergebracht, wo er auch bei der 1. Mannschaft mittrainiert hat.”

Positive Ausstrahlung auf das gesamte Team

Drewes ist überzeugt: “Wenn ein Torwart besser werden will, muss er einen guten Torwarttrainer haben. Dann macht er viel schneller Fortschritte. In ein bis zwei Jahren kann man die Leistung gewaltig steigern.” Als Beispiel nennt Mario Drewes den jungen LSK-Torwart Haris Zlomusica: “Er hat sich sehr gut entwickelt. So etwas macht mir Spaß!”

Der Spaß an der Sache stand bei ihm immer im Vordergrund. Ole Springer lobt: “Ich kenne keinen anderen, der so positiv und zuversichtlich ist wie Mario. Er kam immer gutgelaunt und hochmotiviert zum Training, auch wenn wir verloren hatten. Er war nie destruktiv, sondern hat immer versucht, uns konstruktiv zu verbessern. Seine positive Art hat nicht nur auf die Torwarte, sondern auf die gesamte Mannschaft ausgestrahlt.”

Warnschuss: “Ich muss mir mehr Ruhe gönnen”

Doch nun hört Drewes auf. Warum?

Da wird der meist freundlich lächelnde Mann etwas nachdenklicher: “Ich hatte im vorigen Jahr eine Entzündung im Gleichgewichtsorgan. Auch eine Folge von zu viel Stress. Sechs Wochen lang hatte ich erhebliche Gleichgewichtsstörungen, saß zwischendurch sogar im Rollstuhl. Mittlerweile bin ich wieder einigermaßen fit, aber die Nachwirkungen spüre ich immer noch. Das war ein Warnschuss meines Körpers.”

Deshalb fasste der nach eigenen Worten “Fußballverrückte” einen schweren Entschluss: “Ich muss kürzertreten und mir mehr Ruhe gönnen. Ich höre auf beim LSK, auch wenn mir das sehr wehtut.”

Sechs Jahre lang war der Post-Mitarbeiter viermal in der Woche nach Dienstschluss von Uelzen nach Lüneburg zum Training gefahren, sonntags zu den Spielen. “Das ist zu viel geworden”, musste sich Drewes eingestehen, “zumal man im Sommer auch nur drei Wochen und im Winter zwei Wochen Trainingspause hat. Da sind die Ruhephasen einfach zu kurz.”

Er geht nicht gern: “Mir hat das so viel Spaß gemacht beim LSK. Ich bin super aufgenommen worden, wir hatten immer ein tolles Umfeld. Es war eine wunderschöne Zeit!”

“Mario war die Konstante des Erfolges”

Das kann Ole Springer bestätigen: “Mit Mario ist der LSK in der ersten Saison von der Oberliga in die Regionalliga aufgestiegen, hat sich danach in der Klasse gehalten. Das war alles kein Zufall. Mario war bei wechselnden Trainern die Konstante des Erfolges.”

Was wird Mario Drewes nun mit der neugewonnenen Zeit anstellen? “Na, ich helfe gerade meinem Sohn, eine Terrasse bei seiner neuen Doppelhaushälfte zu bauen.” Und Drewes hat nun auch mehr Zeit für seine sympathische Ehefrau Elke, die jahrzehntelang mitgetragen hat, dass ihr Mann ständig in Sachen Fußball unterwegs war. “Sonst wäre das gar nicht gegangen”, weiß Mario Drewes sehr wohl.

“Der LSK wäre immer meine erste Adresse”

Also endgültig Schluss mit Torwarttraining? “Naja”, sagt Mario, “wenn ich es jetzt mal ruhiger angehen lasse und runterkomme, dann sage ich vielleicht eines Tages, dass ich mich wieder fit fühle für neue Aufgaben.” Bei welchem Verein? “Dann wäre der LSK natürlich immer meine erste Adresse!”

Darüber würden sich viele in Lüneburg freuen. Aber jetzt geht erst mal die Gesundheit vor. Lieber Mario, wir wünschen Dir, dass Du bald wieder vollständig auf die Beine kommst. Der LSK dankt Dir für Deine großartige Arbeit und Deine Herzlichkeit, Du warst für uns eine fachliche und menschliche Bereicherung.