Überzeugende Vorstellung: Thorben Deters (l.) hinterließ einen hervorragenden Eindruck auf der Spielmacher-Position. Foto: HEIMSPIEL.media

“Das war ein großartiges Event”, sagte LSK-Trainer Rainer Zobel nach dem Schlusspfiff. Und es war ein großartiges Spiel. Knapp mit 2:3 (1:1) unterlag Regionalligist Lüneburger SK Hansa den Zweitliga-Profis von Hannover 96. Die 1100 Zuschauer auf dem Uelzener Fischerhof waren vor allem von der Leistung der Lüneburger beeindruckt.

Tolle Kulisse: 1100 Zuschauer kamen zum Hit auf dem Uelzener Fischerhof. Bei sengender Hitze waren die Schattenplätze – und Getränke – begehrt. Foto: HEIMSPIEL.media

Der LSK legte in der Gluthitze gleich forsch los. Zobel hatte die Testspieler Thorben Deters im offensiven Mittelfeld und Jonas Seidel auf der rechten Außenbahn in der Anfangsformation. Und die beiden hatten großen Anteil, dass der LSK den Profis zunächst ebenbürtig war. Nach einer halben Stunde hatte erst der starke Neuzugang Kristijan Augustinovic nach tollem Solo eine gute Chance. Eine Minute später hätte Deters den LSK in Führung schießen können. Wieder eine Minute später die nächste Riesenchance für den LSK, Ron-Robert Zieler hielt.

Test bestanden: Die LSK-Spieler (v. l.) Tomek Pauer, Thorben Deters und der endlich genesene Ante-Antira Kutschke zeigten, dass sie auch mit Profis mithalten können. Foto: HEIMSPIEL.media

Sen überloppte Weltmeister Zieler ganz frech

Für die Führung sorgte kurz darauf der eingewechselte Utku Sen. Er lief allein auf Weltmeister Ron-Robert Zieler zu und überloppte den 96-Keeper rotzfrech. Das 1:0 in der 35. Minute – ein Geniestreich! Die Fans waren aus dem Häuschen.

Hannover 96 tat sich schwer. Die Fünferkette des LSK mit den überragenden Lukas Pägelow und Eliezer Correia Cà stand bombensicher, ließ nur zwei 96-Chancen zu. Trotzdem kurz vor der Pause der Ausgleich, als Florent Muslija sich links pfeilschnell durchsetzte und der lange Jonathas die Flanke verwandlte. 1:1 in 44. Minute. Ärgerlich!

96-Trainer Mirko Slomka stellte in der Pause um, brachte acht neue Spieler, u. a. Torjäger Hendrik Weydandt und Ex-HSVer Matthias Ostrzolek. Schon in der 46. Minute die 2:1-Führung für Hannover. Nachwuchsmann Sebastian Soto knallte den Ball aus halbrechter Position ins lange Dreieck. Ein Traumtor! Talent Benjamin Hadzic legte in der 79. Minute mit dem 3:1 nach.

Foul von Beckenbauer, Elfmeter-Tor von Sen

Doch noch ein hoher Sieg der Profis? Nein! In der 79. Minute wurde der durchsetzungsstarke LSK-Testspieler Malick Mcboop im 16er vom 18-jährigen Kaiser-Enkel Luca Beckenbauer gefoult. Und wieder war es Utku Sen, der eiskalt zum 2:3 verwandelte. In der 80. Minute hatte Mboop sogar noch die Chance zum Ausgleich, schoss aber vorbei. 96 brachte den Sieg über die Zeit.

Für den LSK ein starkes Ergebnis und eine Leistung, die Hoffnung macht! Alle, die schon etwas schwarz in die kommende Saison geblickt haben, dürfen neue Hoffnung schöpfen – denn das war schon richtig gut!

Offensichtlich gelingt es den Trainern Rainer Zobel und Qendrim Xhafolli, die bisherigen Schwachstellen mit den passenden Neuzugängen auszubessern. Thorben Deters zeigte eine absolut überzeugende Partie. LSK-Vize Alexander Diercks, einst selbst Spieler der 1. Herrenmannschaft, erkannte: “Der weiß genau, wann er ein Spiel beruhigen und wann schnell machen muss.” In der Tat zeigte der ehemalige Meppener und Düsseldorfer, dass er die Lösung für die LSK-Mittelfeldprobleme der vergangenen Jahre – Hektik, Ballverluste, mangelnde Kreativität nach vorne – sein könnte. Das hat auch Zobel erkannt und hofft, dass der 23-Jährige in Lüneburg unterschreibt. Ebenso angetan war Zobel vom Kieler Jonas Seidel: “Er war in der ersten halben Stunde, solange er Luft hatte, ganz hervorragend.”

Slomka: “Zobel ist ein totaler Fuchs”

Und Hannover 96? Der neue Trainer Mirko Slomka sagte in der Pressekonferenz nach dem Spiel: “Mein Kollege Rainer Zobel ist ein totaler Fuchs. Er hat uns taktisch wirklich gefordert. Mit der Lüneburger Fünferkette hatten wir Probleme. Und die Lüneburger haben immer wieder Aktionen nach vorne gestartet.” Auch mit seiner Defensive war Slomka unzufrieden: “Vor dem 1:0 war der Raum vor unserer Viererkette frei und Ron-Robert Zieler musste zweimal retten. Das ist schlecht.”

Erst nach der Pause war der 96-Coach zufriedener: “Das war besser, da waren wir stärker und dynamischer. Aber wir probieren ja noch einiges aus. In den Testspielen wollen wir sehen, welche Spieler wir mit ins Trainingslager nehmen und welche zurück in die U23 gehen.” Unterm Strich fand Slomka den Auftritt seiner Truppe “ordentlich, aber nicht überragend”.

Zobel: “Es war ein toller Tag!”

Zufriedener war natürlich Rainer Zobel: “Zunächst möchte ich mich bei Hannover 96 bedanken, dass sie in meine Heimatstadt Uelzen gekommen sind, wo ich geboren bin und beim SC Fußball gespielt habe. Es war ein toller Tag, der dem SC helfen kann, wieder auf die Beine zu kommen.”

Der Eindruck täuscht: Bei der Pressekonferenz war LSK-Trainer Rainer Zobel (l.) nicht ganz so skeptisch, wie er auf dem Foto dreinschaut, und 96-Coach Mirko Slomka nicht ganz so zufrieden, wie er gerade guckt. In der Mitte LSK-Pressesprecher Jens-Peter Hecht. Foto: Poersch

Zum Spiel sagte Zobel: “Die erste Halbzeit hat mich wirklich erfreut. Das war taktisch sehr gut, weil auch viele der bisherigen Spieler dabei waren. Aber auch die Neuen haben es prima gemacht. In der zweiten Halbzeit hat es nicht mehr ganz so gut geklappt, da war 96 spielbestimmend. Aber insgesamt bin ich sehr zufrieden, zumal wir wegen der späten Relegation erst seit zwei Tagen im Training sind. Das war ein gelungener Tag!”

Dann fand die Pressekonferenz ein jähes Ende, weil die Band Querbeatz draußen loslegte und im Presseraum kein Wort mehr zu verstehen war. Slomka und Zobel nahmen’s mit Humor. Der 96-Trainer ging ans Buffet, der LSK-Kollege nach draußen zu den vielen Freunden aus Uelzen und Lüneburg. Es gab noch viel zu erzählen – über diesen wunderbaren Tag.

Weltmeister Ron-Robert Zieler stand nach dem Spiel geduldig für Selfies zur Verfügung. Foto: Poersch

LSK: Springer (Zlomusica) – Seidel (Kunze, Schauer), El-Ahmar, Pägelow, Correia Cà, Stech – Wolk (Isler), Pauer (Dente) – Deters (Alawie) – Augustinovic (Mboop), Kutschke (Sen)

Hannover 96: Zieler (Tschauner) – Jung (Stefandl), Elez (Ostrzolek), Franke (Beckenbauer), Albornoz (Hadzic) – Walace (Tarnat), Maina (Neiß), Fossum (Haraguchi), Muslija (Soto), Gloster (Aytun) – Jonathas (Weydandt)

LSK spielt Sonntag gegen SC Uelzen

Am morgigen Sonntag (16.30 Uhr, Fischerhof) beendet der LSK sein Trainingslager mit einem weiteren Testspiel gegen die Gastgeber vom SC Uelzen, die in diesen Tagen zu guten Freunden geworden sind.

Gut gemacht! Die Organisatoren und Helfer vom SC Uelzen und LSK sowie die Band Querbeatz freuen sich, dass sie den großen Tag am Fischerhof so gut über die Bühne gebracht haben. Glückwunsch und herzlichen Dank an alle! Foto: SC 09