Publikumsmagnet: Rund 2000 Zuschauer sahen im Jahr 2004 auf der Hasenburg eine dramatische Pokal-Partie. Der LSK unterlag der Eintracht 9:10 nach Elfmeterschießen. Links die LSK-Spieler Sachs und Birkner, rechts die Einträchtler Kolle und Klepatz. Morgen gibt es eine Neuauflage des Derbys – wieder auf der Hasenburg.
Foto: Rentz

Der Ruhrpott hat sein Derby Dortmund gegen Schalke, der Norden HSV gegen Werder (früher jedenfalls) – und die Stadt Lüneburg den Klassiker LSK gegen Eintracht. An diesem Samstag gibt es eine Neuauflage: Um 18.20 Uhr erwartet Landesligist Eintracht den Regionalligisten Lüneburger SK auf der Hasenburg. Man trifft sich Halbfinale des LZ-Cups wieder. Zuvor um 17 Uhr wird das andere Halbfinale zwischen den Landesligisten MTV Treubund Lüneburg und TSV Gellersen angepfiffen.

Die Rivalität zwischen LSK und Eintracht, sie hat eine lange Geschichte. Betagte Augenzeugen berichten, dass es schon in den 50er-Jahren heißumkämpfte Derbys gab, bei denen es sogar zu Handgreiflichkeiten zwischen den Vorsitzenden beider Vereine gekommen sein soll. Damit ist morgen nicht zu rechnen.

1978: Beim letzten Punktspiel-Derby war Zobel dabei

Rainer Zobel war vor 41 Jahren beim Derby LSK gegen Eintracht noch selbst am Ball.
Foto: Jürgen Poersch

Das letzte Punktspiel zwischen LSK und Eintracht fand im Februar 1978 in der Verbandsliga statt – vor 41 Jahren also. Auf Schnee endete es vor 1100 Zuschauern in Wilschenbruch 1:1. Dribbelkönig Detlef Olaidotter, später Bundesliga-Profi, hatte den LSK mit 1:0 in Führung gebracht. Doch Eintracht-Mittelfeld-Lunge Dieter Krause schoss das 1:1. Mit Bruder Helmut Krause, dem legendären Torwart, wechselte er später zum LSK. Im Mittelfeld der Wilschenbrucher spielte damals übrigens Rainer Zobel, jetzt Teamchef des LSK.

Ein Blick zurück auf klingende Namen des Lüneburger Fußballs. Das waren die Aufstellungen beim Derby 1978:

LSK: Scheller – Jaschik – Gurski, Warsitzka, Kosak – Zobel, Urban, Kirk – Olaidotter, Ulbrich, Körtge. Trainer: Rieckmann

Eintracht: H. Krause – Pape – Schlüter, Soltau, D. Ebel – R. Ebel, Eichhoff,
D. Krause – Jurischka, Langer, Ehrenberg (81. Vogt). Trainer: Pape

1990: Ausgerechnet Reimann schoss den LSK ab

Ex-Wilschenbrucher Dirk Reimann warf den LSK 1990 mit zwei Toren aus dem Pokal.
Foto: Jürgen Poersch

Zweimal trafen Eintracht und LSK im Pokal aufeinander. Im August 1990 siegten die Blau-Weißen 2:1 auf der Hasenburg. Zwar hatte Thomas Lohmann den LSK 1:0 in Führung geschossen. Doch ausgerechnet der Ex-LSKer Dirk Reimann ballerte die Eintracht mit zwei Toren zum Sieg.

Das waren die Aufstellungen beim Derby 1990:

Eintracht: Sander – Wittkopp – Knacke, Ahrens – M. Warneke, Reimann (46. Ruthemann), Winkelmann, Feye, Gladziejewski (69. Lüth), Abels – O. Warneke. Trainer: Jaschik

LSK: S. Kathmann – Kern – Ebrecht, Ulinski – Torp, Mackensen, Maiwald, Kämmer (82. H. Sieben), M. Rose – Lohmann (86. Laczka), Wagner. Trainer: Spincke

2004: Das Zoff-Derby auf der Hasenburg

Pokalfight 2004: Tillack (l.) und Höhne vom LSK im Luftkampf mit dem Einträchtler Götzky. Rechts Eintracht-Torwart Kabakci, der das Spiel damals mit einem verwandelten Elfer entschied.
Foto: Rentz

Unvergessen bleibt das Pokalderby im Juli 2004. Es war voller Brisanz, weil LSK-A-Jugendtrainer Jens Lorbach kurz zuvor im Zoff mit vielen Talenten zum damaligen Bezirksligisten Eintracht gewechselt war. In einem hochemotionalen Spiel vor rund 2000 Zuschauern siegte die Eintracht 10:9 nach Elfmeterschießen. Das Spiel war symptomatisch für die folgende Saison: Eintracht stieg in die Landesliga auf, der LSK kämpfte in der Niedersachsenliga gegen den Abstieg.

Und man erzählt sich auf der Hasenburg, dass nach Ende jener Saison ein Eintracht-Vorständler an das Grab seines Vaters trat und sprach: “Papa, wir spielen nur noch eine Klasse unter dem LSK.” Herrliche Anekdoten einer ewigen Rivalität.

Das waren die Aufstellungen beim Derby 2004:

Eintracht: Kabakci – Thum, Syrowatka (90. Kirchner), Knacke, Geffert (53. Grabowski) – Götzky, Behrens, Wehler, Geidies (65. Krasna) – Kolle, Klepatz. Trainer: Lorbach

LSK: Holtz – Birkner (87. Ziemer) – Sachs, Posnanski – Harms (46. Tillack), Schmidt (46. Höhne), Hiob, Stenzel, Schellin – Portakal, Abshagen. Trainer: Seeliger

Nun eine Neuauflage des Derbys im LZ-Cup. Der LSK ist diesmal klarer Favorit, zeigte schon beim 2:3 gegen die Profis von Hannover 96 gute Frühform, ließ auch beim 12:0 gegen SC Uelzen, 10:1 gegen TuS Neetze und 7:0 gegen SV Ilmenau wenig anbrennen. Die Eintracht dagegen hatte nach dem schmerzlichen Verlust von Torjäger David Mehl (28 Saisontore) am Donnerstag Mühe, sich mit einem 2:1 (Tore: 2x Nico Zemke) gegen den Kreisligisten TSV Mechtersen/Vögelsen für das Halbfinale zu qualifizieren. Gewinnt der LSK, steht er um 19.45 Uhr im Finale.

Das sagt Zobel zu den Neuzugängen

LSK-Teamchef Rainer Zobel geht (fast) mit Bestbesetzung ins Halbfinale: “Es sind alle einsatzbereit bis auf Can Düzel, der eine Immunisierungsspritze gegen allergische Reaktionen bekommen hat.”

Der 20-jährige Neuzugang hat bisher einen guten Eindruck hinterlassen: “Can ist spielerisch stark, kann im defensiven und offensiven Mittelfeld eingesetzt werden. Durch ihn habe ich noch mehr Möglichkeiten”, lobt Zobel. Auch sonst ist der Teamchef von seinen Neuzugängen angetan.

“Thorben Deters ist unser wichtigster Neuzugang. Ein Taktgeber, der absolut spielentscheidend sein kann”, sagt Zobel, “er hat nur einen Fehler. Er ärgert sich zu oft, wenn ihm etwas misslingt. Das spricht aber auch für seinen Ehrgeiz.”

Volltreffer: Neuzugang Kristijan Augustinovic ist für LSK-Trainer Zobel die größte Überraschung.
Foto: HEIMSPIEL.media / Stefan Großmann

Begeistert ist Zobel auch vom jungen Stürmer Kristijan Augustinovic, der vom HSV III aus der Landesliga kam: “Er ist für mich die größte positive Überraschung. Kristijan ist schnell, läuft sich ständig frei und geht dabei die richtigen Laufwege. Das bekommen allmählich auch seine Mitspieler mit. Er hat mir sofort gefallen. Ich verstehe gar nicht, warum er beim HSV nicht zumindest in der 2. Mannschaft gespielt hat.” Gut für den LSK, dass er diesen Stürmer für sich gewinnen konnte.

Auch der 19-jährige Mittelfeldspieler Alessandro Dente, der vom MTV Treubund kam, gefällt Zobel: “Ich sehe etwas in ihm, was uns weiterhelfen kann. Wenn man diesen jungen Leuten Vertrauen gibt, sie fordert und fördert, dann hat man manchmal Glück mit ihnen.”

Erfahrener ist der 21-jährige Jonas Seidel (Holstein Kiel II). Über ihn sagt Zobel: “Ein schneller und technisch guter Spieler. Ich probiere im Moment noch, wo ich ihn am besten einsetzen kann. Defensiv oder offensiv auf der rechten Seite? Oder sogar in der Spitze? Mal schauen.”

Eingewöhnungszeit billigt der Teamchef dem 19-jährigen Mittelfeldspieler Martin Schauer (Hansa Rostock II) zu: “Er hat im Probetraining einen starken Eindruck hinterlassen. Martin hat ein richtig gutes Auge, weiß genau, wohin der Pass gespielt werden muss. Im Moment gewinnt er zu wenige Zweikämpfe, weil er wohl zu platt von der Vorbereitung ist.”

Fabian Istefo, ein Flügelspieler mit Erfahrung und Tempo.
Foto: Jürgen Poersch

Auch bei Stürmer Braima Baldé will Zobel abwarten: “Er ist ja erst ein paar Tage bei uns, muss einiges nachholen. Aber Braima ist ein schneller und technisch guter Spieler.”

Ein klares Bild hat der Teamchef bereits von Flügelmann Fabian Istefo, der vom Regionalligisten SSV Jeddeloh geholt wurde: “Ein erfahrener, schneller Spieler. Fabian hat vorige Saison 32 Spiele gemacht, war auch gegen uns ganz stark. Er hat bisher auf der linken Seite gespielt, vielleicht teste ich ihn Samstag mal auf dem rechten Flügel.”

Bleibt Sen? Zobel: “Nicht die Fehler wiederholen …”

Und wie ist der Stand bei Torjäger Utku Sen? Bleibt er? Das interessiert die LSK-Fans natürlich brennend.

Der LSK möchte Utku Sen gerne halten – aber es muss bezahlbar sein.
Foto: HEIMSPIEL.media / Stefan Großmann

Da wird Teamchef Zobel mal grundsätzlich: “Mir ist der Hype um Utku zu groß. Natürlich ist er ein hervorragender Stürmer, den ich gerne behalten würde. Aber alle, die jetzt fordern, dass Utku unbedingt bleiben müsse, sollten wissen, dass unsere finanziellen Möglichkeiten begrenzt sind. Das ist auch für mich als Trainer schwierig, aber damit muss ich mich arrangieren. Wichtig ist vor allem, dass es dem LSK in der kommenden Saison finanziell gutgeht. Wir sollten nicht die Fehler wiederholen, die vor 18 Jahren zur Insolvenz des LSK geführt haben.”

Zobel sagt klar: “Wir haben Utku ein Angebot unterbreitet, das der Verein verantworten kann. Er muss nun entscheiden, ob er das annimmt oder nicht.”