So ist es richtig: LSK-Fitnesstrainer Gregor Trowitzsch (l.) unterstützt Kapitän Lukas Pägelow bei einer Übung auf dem sattgrünen Rasen im Trainingszentrum Goseburg.
Foto: Jürgen Poersch

Der LSK begeistert in dieser Saison. Die Zuschauer strömen ins Neetzer Jahnstadion, bejubelten zuletzt das 3:0 gegen Hannover 96 II. Das ist ein Verdienst von Teamchef Rainer Zobel, von Trainer Qendrim Xhafolli, natürlich von den Spielern um Kapitän Lukas Pägelow – aber auch von Gregor Trowitzsch, dem Athletiktrainer des Teams.

Der 32-Jährige kümmert sich seit Saisonbeginn 2018 um die Fitness des Teams. Und er macht es auf eine Art, die fasziniert und staunen lässt. Da ist nichts mehr von der stumpfen Konditionsbolzerei früherer Zeiten, von Huckepack-Läufen, Entengang und ähnlich quälenden Leibesübungen.

Stattdessen Neuro-Athletik-Training nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Hört sich kompliziert an. Ist es aber gar nicht, wenn Gregor Trowitzsch es erklärt. Der Physiotherapeut hat sich seine Kenntnisse in Zusatzausbildungen angeeignet, und er kann – ganz wichtig – sein Wissen verständlich vermitteln: “Der Fußballer bekommt Eindrücke über die Augen, die Haut, die Muskeln, die Ohren. Diese Eindrücke muss sein Gehirn bestmöglich verarbeiten, dann über die Nerven an die Muskeln weitergeben und in optimale Bewegungen umsetzen. Und diese Prozesse kann man über Training verbessern.”

Training des visuellen Systems: Die Spieler bewegen und fixieren den Zeigefinger.
Foto: Jürgen Poersch

Das sieht dann auf dem Trainingsplatz zum Beispiel so aus, dass die Spieler ihren ausgestreckten Zeigefinger fixieren, den Finger mal weiter, mal dichter vom Kopf entfernt halten, die Augen aber immer in “Scharfstellung” auf den Finger bleiben.

Was bringt das? “Es hilft dem Fußballer, auch in unübersichtlichen Situationen den Überblick zu behalten”, erklärt Trowitzsch, “kürzlich zu sehen bei Marian Kunze, der nach einem Zweikampf auf dem Boden lag, der Ball über ihm in der Luft. Er hatte sofort wieder Orientierung und konnte den Ball sichern. Das hat mich gefreut.”

Moderne Methoden: Gregor Trowitzsch mit kleinen Bällen, Rollen und Matten, die er beim neurologischen Training einsetzt.
Foto: Jürgen Poersch

Komplizierter als bei der Finger-Fixierung wird’s, wenn Trowitzsch die Spieler mit Tennisbällen jonglieren lässt, sie dabei auch noch bestimmte Bewegungen mit den Füßen ausführen müssen. Da kommt mancher an seine Grenzen. Doch auch das ist trainierbar. Das zeigt Gregor Trowitzsch, er führt alle anspruchsvollen Übungen in Perfektion vor. “Dabei hilft mir auch, dass ich in meinem Beruf Reha-Training mit solchen Aufgaben anbiete.”

Der LSK-Athletiktrainer ist Leiter für Prävention im Uelzener Therapiezentrum von Marvin Großkrüger. Der Chef brachte Trowitzsch 2018 zum LSK. Denn schon seit 2017 kümmert sich Großkrügers LSK-Medical-Team um die Fitness und Gesundheit der Lüneburger Regionalligaspieler. Und Gregor Trowitzsch war begeistert: “Mein Traum war immer, in einem professionellen Umfeld zu arbeiten, und das finde ich beim LSK.”

Auch ein guter Pädagoge: Gregor Trowitzsch kann anschaulich und verständlich erklären, ist ein guter Motivator.
Foto: Jürgen Poersch

Trowitzsch bringt neben seinem immensen Fachwissen auch Erfahrung als Fußballer mit. Er spielte erst beim SV Küsten, dann von 2014 bis 2018 bei Teutonia Uelzen im rechten Mittelfeld. Für Teutonia lief er 54-mal in der Oberliga (8 Tore) und 44-mal in der Landesliga (10 Tore) auf. Außerdem war er Co-Trainer bei den Uelzenern. Dort arbeitete er mit den Trainern Torben Tutas (früher LSK), Michael Zerr (später MTV Treubund), Benjamin Zasendorf und dem heutigen LSK-Trainer Qendrim Xhafolli zusammen.

Da kommt der Fußballer durch: Gregor Trowitzsch (r.) läuft nach dem Treffer zum 2:0 gegen Hannover aufs Spielfeld und bejubelt den Torvorbereiter Tomek Pauer.
Foto: Jürgen Poersch

Trowitzsch ist begeistert von Zobel und Xhafolli

Teil vom Team: Gregor Trowitzsch (3. v. r.) harmoniert bestens mit Teamchef Rainer Zobel (l.) und Trainer Qendrim Xhafolli (4. v. r.).
Foto: Jürgen Poersch

“Alle Trainer waren verschieden, von jedem habe ich etwas gelernt”, blickt Trowitzsch zurück. Was hat er sich bei Xhafolli abgeschaut? “Qendrim bereitet Spiele akribisch vor, er analysiert den Gegner genauestens. Und er hat einen ganz besonderen Blick auf Fußball. Er sieht Dinge, die andere nicht erkennen. Das begeistert mich immer wieder.”

Und was begeistert Trowitzsch bei LSK-Teamchef Rainer Zobel? “Er hat ein unglaubliches Standing vor der Mannschaft. Seine Ansprachen sind phantastisch! Da schwingen seine ganze Erfahrung und seine Persönlichkeit mit. Dazu kommt seine Lockerheit. Das alles ist schon faszinierend.”

Worüber sich der Athletiktrainer besonders freut: “Ich genieße das Vertrauen von Rainer Zobel und Qendrim Xhafolli. Das macht mich stolz.”

Gleich wird’s anspruchsvoll: Gregor Trowitzsch gibt eine vierstellige Farben-Folge vor, die Spieler müssen die Kombination blitzschnell erkennen und die entsprechenden Hütchen anlaufen. Abwehrspieler Eliezer Correia Cà konnte das am besten.
Foto: Jürgen Poersch
Gleichgewichtsübung: Gregor Trowitzsch hilft Kristijan Augustinovic (r.), auf einem Bein zu stehen – mit geschlossenen Augen. Gar nicht so einfach, probieren Sie’s mal!
Foto: Jürgen Poersch

Beim 10:1 des LSK zur Saisoneröffnung gegen die Auswahl TuS Neetze/VfL Bleckede war Gregor Trowitzsch selbst Cheftrainer, weil Zobel und Xhafolli im Urlaub waren. Und auch da machte er einen hervorragenden Job. Wird er später selbst mal ins Trainergeschäft einsteigen? “Nein, das kann und will ich mir im Moment überhaupt nicht vorstellen. Ich gehe voll in meiner Aufgabe auf.”

Das merkt man dem Fitnesscoach bei jeder Trainingseinheit an. Er ist voll motiviert, brennt für seinen Job, hat eine unglaublich positive Ausstrahlung, versucht die Spieler von seinem Konzept zu überzeugen. Ziehen alle voll mit? “Ja, natürlich machen alle im Training die Übungen mit. Es muss aber jeder für sich selbst entscheiden, was ihm dann in der Spielvorbereitung hilft. Das ist individuell ganz verschieden”, weiß Trowitzsch.

LSK hat wenig Verletzte und ist topfit

Kniebeugen unter erschwerten Bedingungen: Gregor Trowitzsch (l.) mit Kristijan Augustinovic.
Foto: Jürgen Poersch

Was auffällt: Während viele Profiklubs nach der harten Saisonvorbereitung über unzählige Verletzte jammern, gab es bisher beim LSK kaum Ausfälle. Auch das ein Verdienst von Gregor Trowitzsch. Er bringt den Spielern bei, wie sie drohende Verletzungen schon im Ansatz erkennen und verhindern können. Und er kann Trainingsbelastungen gut dosieren. Der altväterliche Spruch “Das Training war gut, wenn alle kotzen” gilt zum Glück nicht mehr.

Und niemand muss sich Sorgen machen, dass bei den modernen neurologischen Übungen mit Tennisbällen etc. die Kondition auf der Strecke bleiben könnte. Schon in der vorigen Saison hat der LSK den Klassenerhalt auf der Zielgeraden und oft in den letzten Spielminuten klargemacht. Diese Mannschaft ist topfit, geistig und körperlich – dank Gregor Trowitzsch.

Multitalent: Auch als Ersthelfer bei Verletzungen springt Gregor Trowitzsch ein. Hier hilft er Tomek Pauer beim Sieg gegen Hannover auf die Beine.
Foto: Jürgen Poersch