Trumpf im Abstiegskampf: Enes Sejdi (2. v. r.) – hier im Testspiel gegen Teutonia Uelzen – brachte gegen Drochtersen nach seiner Einwechslung den Umschwung, bereitete das 1:1 vor. Im Hintergrund schauen Rhami Ghandour (l.) und Bastian Stech (r.) zu. Foto: HEIMSPIEL.media

Es ist eines dieser Spiele, die den Fußball so faszinierend machen: Der Lüneburger SK Hansa erwartet am Ostermontag (14 Uhr, VfL-Platz) den FC Eintracht Norderstedt. Da geht es um Sein oder Nichtsein in der Regionalliga. Denn beide Vereine schweben in höchster Abstiegsgefahr.

Die Lage: Der LSK steht auf dem drittletzten Platz, einen Punkt hinter den Norderstedtern, bei gleichem Torverhältnis (-19). Beide Tabellenplätze können den Klassenhalt bedeuten – aber auch den Abstieg. Das hängt davon ab, ob Meppen und Braunschweig sich in der 3. Liga halten und ob der Meister der Regionalliga Nord sich in der Relegation gegen den Bayern-Meister durchsetzt.

Kurzum: Am Ostermontag zählt jeder Punkt, jedes Tor!

Das weiß LSK-Trainer Rainer Zobel: “Zum Glück sieht es personell bei uns gut aus”, sagt er nach dem Training am Karfreitag-Vormittag. Abwehrspieler Enes Biyiklioglu und Stürmer Ante-Atira Kutschke können nach ihren langwierigen Verletzungen wieder voll belasten. “Beide sind für Montag einsatzfähig, ebenso wie Felix Vobejda”, meldet Zobel, “ich werde die Qual der Wahl haben.”

Enes Biyiklioglu feierte gegen Lübeck nach langer Verletzungspause ein kurzes Comeback. Jetzt ist der zweikampf- und spielstarke Abwehrmann wieder voll belastbar. Hinten links LSK-Keeper Ole Springer, der zuletzt überragte und Montag auf seinen ehemaligen Verein trifft. Foto: HEIMSPIEL.media

Denn auch Enes Sejdi, lange Stammgast auf der Ersatzbank, bietet sich plötzlich als Alternative an, könnte Zobels neue Geheimwaffe im Abstiegskampf werden. “Enes hat beim 1:1 in Drochtersen nach seiner Einwechslung für den Umschwung gesorgt”, lobt der Trainer den Mann für die linke Außenbahn, “Enes ist schnell und schlägt sehr gefährliche Flanken. Als er zu uns kam, war er zu fummelig. Aber er hat sich immer weiter verbessert.”

Verbessert gegenüber den Niederlagen gegen Havelse und Lübeck zeigte sich gegen Drochtersen das gesamte LSK-Team (mit einem herausragenden Torwart Ole Springer). “Wir hatten zwar Glück bei den vielen Drochterser Torgelegenheiten. Aber wir hatten auch selbst endlich wieder Chancen. Das lag vor allem an Enes und an Marian Kunze, der wieder dabei sein konnte und auf der rechten Seite stark gespielt hat.” Zobel analysiert: “Wir sind auf gutes Flügelspiel angewiesen. Denn wir sind spielerisch nicht unbedingt in der Lage, uns mit Doppelpässen durch das Mittelfeld bis in den 16er zu kombinieren.”

Nach dem Training am Vormittag ist für Rainer Zobel noch nicht Feierabend. Am Abend wird er Eintracht Norderstedt beobachten. Um 19.30 Uhr tritt der Regionalligist im Halbfinale des Hamburger Oddset-Pokals beim Oberligisten TuS Osdorf an. Und da müssen die Norderstedter drei Tage vor dem Abstiegsduell in die Vollen gehen, schließlich winkt die Teilnahme am lukrativen DFB-Pokal.

Trainerwechsel brachte gleich Erfolg

Für Eintracht Norderstedt ist es das zweite Spiel unter ihrem neuen Trainer. Nach acht Spielen ohne Sieg war, wie berichtet, die ehemalige DDR-Torwart-Legende Dirk Heyne entlassen worden. Für ihn kam der DFB-lizensierte Fußballlehrer Jens Martens. Mit Erfolg. Bei seinem Debüt holte der 63-Jährige gleich ein 1:1 bei der SSV Jeddeloh.

Martens ist eine vereinsinterne Lösung. Der Oberstudienrat (Fächer: Sport und Geographie) trainiert seit 2017 die Regionalliga-A-Junioren der Norderstedter. Als ihn sein alter Freund, Eintracht-Boss Reenald Koch, jetzt um Hilfe bat, sagte Martens zu. Für ihn eine dreifache Herausforderung: als Lehrer, als Regionalliga-Feuerwehrmann und auch weiterhin als A-Junioren-Trainer. Dabei helfen ihm der ehemalige Condor-Coach Olufemi Smith und Eintrachts Mittelfeldspieler Jan-Philipp Rose als Regionalliga-Co-Trainer.

Nordersteds Ex-HSV-Profi Marcos wieder verletzt

Norderstedts neues Trainer-Trio muss in Lüneburg einige Ausfälle verkraften. Der ehemalige HSV-Profi Ronny Marcos kam in der Winterpause, fehlte allerdings gleich einige Wochen wegen Verletzung. Beim 1:1 in Jeddeloh stand der Verteidiger wieder auf dem Platz, zog sich aber in der Schlussphase bei einem heftigen Foul eine Gehirnerschütterung zu. Einsatz in Lüneburg: äußerst ungewiss. Fehlen werden der gelbgesperrte Mittelfeldspieler Vico Meien, die verletzten Abwehrspieler Jannik Mohr und Jordan Brown sowie Mittelfeldspieler Nick Brisevac.

“Jedes Spiel ist ein Finale!” Mit diesem Slogan mobilisiert Eintracht Norderstedt seine Anhänger auf der Klub- Homepage. Zum “Endspiel” nach Lüneburg setzt der Verein einen Fanbus ein, sodass – wie beim Lübeck-Spiel – wieder mit prächtiger Stimmung auf den Rängen zu rechnen ist.

Das LSK-Team trifft sich am Ostersamstag um 11 Uhr in der Goseburg zum Abschlusstraining. Dann kann Trainer Zobel seine Jungs mit den frischen Eindrücken vom Norderstedter Pokalspiel sicher bestens auf einen Gegner einstellen, den der LSK im Hinspiel hochverdient mit 2:1 besiegte (Tore: Michael Kobert und Marian Kunze).

“Montag müssen drei Punkte her!”, sagt LSK-Pressesprecher Jens-Peter Hecht. Kein Einspruch, Euer Ehren.