Besuch beim Sponsor (v. l.): Haris Zlomusica, Lukas Pägelow, Betriebsleiter Jörn Kleinlein, Stefan Wolk und Alexander Gerlach. Foto: Poersch

Ohne Sponsoren wäre Regionalliga-Fußball in Lüneburg nicht möglich. Das wissen die Spieler des LSK Hansa. Deshalb haben sie sich an diesem Dienstag bei einem besonders treuen Unterstützer bedankt. Kapitän Lukas Pägelow, Stefan Wolk, Haris Zlomusica und Alexander Gerlach sind zusammen mit LSK-Finanzvorstand Henning Constien nach Südergellersen zum Kartoffelgroßhändler Böhmer gefahren. Dort haben sie Betriebsleiter Jörn Kleinlein ein Mannschaftsfoto überreicht und ihren Dank ausgesprochen.

Das LSK-Sponsoring liegt bei den Kleinleins in der Familie. Jürgen Kleinlein, der Onkel von Jörn, war in den 60er Jahren ein blitzschneller, eisenharter und torgefährlicher Außenstürmer in der 1. Mannschaft des Lüneburger SK. Später, als Geschäftsführer der erfolgreichen Firma Lünekartoffel, hat er seinen Verein gesponsert, stand dem LSK stets zur Verfügung, z. B. jahrelang als Platzwart von Wilschenbruch.

“Der LSK ist bei uns Herzensangelegenheit”, erzählte Jörn Kleinlein den Spielern, wobei er eingestand: “Ich interessiere mich eigentlich nicht so sehr für Fußball.” Aber das LSK-Gen ist bereits auf die nächste Generation übergesprungen: “Meine Kinder sind fußballbegeistert, wir waren zusammen schon beim LSK.”

Interessante Einblicke: Jörn Kleinlein (l.) konnte den Spielern und LSK-Finanzvorstand Henning Constien (2. v. l.) viel Insider-Wissen aus der Kartoffelbranche vermitteln. Foto: Poersch

Die Böhmer-Gruppe dreht ein großes Rad. Geschäftsführer ist Jörns Bruder Olaf Kleinlein. Der Hauptsitz ist Mönchengladbach. Seit 25 Jahren ist Südergellersen neben München, Magdeburg und Darmstadt einer von fünf deutschen Standorten. Von Südergellersen aus werden die Einkaufsmärkte in Norddeutschland mit Kartoffeln und Zwiebeln beliefert.

“Wir setzen hier im Jahr 80.000 Tonnen um”, berichtete Betriebsleiter Kleinlein. 70 Mitarbeiter verpacken und versenden die Ware. Kunden sind Großabnehmer wie Rewe, Aldi, Penny, Metro, Lidl und andere.

Die Ware stammt vor allem aus der Region. Da kommt die Firma Lünekartoffel ins Spiel: “Das ist unser Dienstleister, der den Kontakt zu den hiesigen Landwirten hält, der die Gespräche führt, die Qualität prüft, die Kartoffeln vorm Verpacken wäscht und sortiert.”

Da die Böhmer-Gruppe das ganze Jahr über ausliefert, wird in den Monaten, wenn in Deutschland nichts zu ernten ist, aus Spanien, Ägypten, Zypern und anderen Ländern zugekauft. Für die Auslieferung hat Böhmer bundesweit 50, in Südergellersen elf eigene Lkws rollen, beauftragt außerdem Fremd-Spediteure.

Beeindruckend: In den riesigen Südergellerser Hallen erklärte Jörn Kleinlein anschaulich, wie die Kartoffeln und Zwiebeln versandfertig gemacht werden. Was früher schwere körperliche Arbeit war, läuft heute automatisch. Dabei ist die Mitarbeiterzahl nicht zurückgegangen. Foto: Poersch

Die LSK-Spieler lauschten gespannt, als Jörn Kleinlein sie durch die großen Hallen führte und alles erklärte. Stefan Wolk outete sich zwar als Nudel-Esser (“Die sind leichter zuzubereiten”), hatte aber dennoch eine Menge Fragen zu den Kartoffeln: “Zocken die Bauern mit den Kartoffeln? Horten sie Ware, bis der Preis hoch ist?” Kleinlein nickte: “Genauso läuft das. Geld regiert den Markt. Aber es haben sich auch schon einige verzockt. Dann müssen sie die Ware sogar zum Nulltarif abgeben, damit sie wenigstens die Entsorgungskosten sparen. Die Kartoffeln landen zum Beispiel in Stärkefabriken, werden am Ende zu Klebstoff oder Papier.”

Der Kartoffelmarkt ist kompliziert. Es läuft wie an der Börse – Angebot und Nachfrage regeln den Preis. So hat die Böhmer-Gruppe auch keine festen Lieferverträge mit den Landwirten oder Märkten. “Jede Woche müssen wir neue preisliche Angebote unterbreiten. Mal bekommen wir den Zuschlag, mal nicht”, sagte Kleinlein. Er sprach mit den Spielern auch über die Tücken der Lagerung, über Kinderarbeit bei ausländischen Lieferanten, über Pflanzenschutzmittel und die vielen Kartoffelsorten, die übrigens immer Mädchennamen wie Linda oder Laura tragen. “Wirklich hochinteressant”, fanden die Spieler.

Dann hatte auch Jörn Kleinlein Fragen: “Wie oft trainiert Ihr in der Woche?” Viermal, in der Saisonvorbereitung mehr. “Seid Ihr alle Profis?” Nein, Polizist (Wolk), Studenten (Zlomusica, Pägelow) und Abiturient (Gerlach). Der Betriebsleiter erfuhr auch etwas über die finanzielle Lage des LSK und versicherte: “Wir bleiben als Sponsor dabei!”

Neue Kartoffelfans: Nach dem informativen Rundgang sehen die LSK-Spieler die tolle Knolle jetzt mit ganz anderen Augen. Und der Sponsor hat einiges über den LSK erfahren, was er vorher nicht wusste. Ein gelungenes Meeting! Foto: Poersch

Zum Abschied gab’s für jeden einen Sack Kartoffeln und einen Sack Zwiebeln. Nudelmann Wolk grinste: “Dann muss ich heute wohl mal was anderes kochen.”