Wenn der Lüneburger SK Hansa am 29. Juni gegen den Zweitligisten Hannover 96 antritt, dann gibt es am Uelzener Fischerhof auch ein Wiedersehen mit dem ehemaligen LSK-Torwart Jörg Sievers.

Der heute 53-Jährige ist in Hannover ein Idol – spätestens, nachdem er 1992 mit 96 den DFB-Pokal gewann. Im Halbfinale schrieb Sievers Fußballgeschichte: Gegen Werder Bremen verwandelte er erst den letzten Elfmeter für 96. Dann setzte er noch einen drauf und parierte den letzten Werder-Elfer von Nationalspieler Marco Bode! Und es kam noch besser: Im Endspiel gegen Borussia Mönchengladbach hielt Sievers gleich zwei Elfmeter. Seitdem genießt er an der Leine einen legendären Ruf als “der Pokalheld”.

Die Karriere des “Helden” begann beim SV Eddelstorf im Kreis Uelzen. Dort stand Jörg im Tor. Bis 1982, dem Jahr, als sein vier Jahre älterer Bruder Ralf Sievers vom Lüneburger SK in die Bundesliga zu Eintracht Frankfurt wechselte.

Damals bekam LSK-B-Jugendtrainer Jürgen Poersch einen Tipp vom mittlerweile verstorbenen LSK-Vereinsoriginal Alfred Fehmer: “Du, guck Dir mal den Bruder von Ralf an, der soll auch gut sein.” Poersch fuhr nach Bienenbüttel. Es war die Zeit, als Fußballer noch keine Berater hatten und es noch nicht transfermarkt.de gab, als Trainer noch selbst die Sportplätze abgrasten und nach Talenten spähten.

Poersch erinnert sich: “Jörg spielte mit der Eddelstorfer B-Jugend in Bienenbüttel. Sie verloren haushoch, ich glaube 2:10. Und es war nicht eines dieser Spiele, wo man hinterher sagt, der Torwart habe ein noch schlimmeres Ergebnis verhindert …” Doch der LSK-Jugendtrainer schaute sich Sievers ein zweites Mal an. Und da hielt Jörg stark, wechselte danach in die LSK-A-Jugend – ein großer Sprung für den freundlichen, aber zurückhaltenden Jungen vom Dorf.

Jörg Sievers mit der LSK-A-Jugend, die 1983 in die höchste deutsche Spielklasse aufgestiegen war. Oben v. l.: Gunnar Biallas, Christian Röhling (heute Chef des Kreissportbundes Lüneburg und Fußballkreises Heide-Wendland), Andreas Schneider, Andreas Patriok, Thomas Oelkers (heute LSK-Co-Trainer), Marko Ziech, Matthias Hannig. Stehend links: Trainer Jürgen Poersch (heute LSK-Online-Redakteur), Ulrik Giesler, Thorsten Geiseler, Dirk Reimann, Friedhelm Mienert, Thomas Aldag, Co-Trainer Thomas Müller. Sitzend v. l.: Maik Wagner, Olaf Petersen, Jörg Sievers und Andreas Tautz.

Sievers überzeugte in Lüneburg nicht auf Anhieb. Aber er trainierte beharrlich, wurde von Woche zu Woche besser. Am Ende hatte er entscheidenden Anteil daran, dass die LSK-A-Jugend in die höchste deutsche Spielklasse aufstieg und dort gegen Teams wie Hannover 96, VfL Wolfsburg, Eintracht Braunschweig, SV Meppen und VfL Osnabrück die Klasse hielt.

“Hältst Du auch mal einen?”

1984 wechselte Jörg Sievers in den Herrenbereich. Und wieder war der Anfang schwer. Denn das Tor hütete Helmut Krause, einer der besten Keeper, der je zwischen den Pfosten des LSK stand. Krause war damals zwar schon weit jenseits der 30, aber immer noch ein Topmann. Sievers hatte einen schweren Stand in der 3. Liga, wo es gegen den FC St. Pauli und VfL Wolfsburg ging, deren 1. Mannschaften wohlgemerkt. Zumal der junge Torwart nicht das beste Verhältnis zu Trainer Horst Blankenburg hatte, dem dreimaligen Champions-League-Gewinner von Ajax Amsterdam. Blankenburg war ein Freund der klaren Ansprache, schrie nach einer Sievers-Parade auch schon mal über den Platz: “Hältst Du auch mal einen?” Nicht erbaulich für einen jungen Torwart.

Diese LSK-Mannschaft mit Sievers schaffte 1986 im letzten Spiel durch ein 1:0 bei Concordia Hamburg den Klassenerhalt in der 3. Liga. Oben v. l.: Masseur Werner Urban, Hans-Jürgen “Hacki” Steegmann, Heiner Schwarck, Bernd Idziak, Karsten “Schnecke” Wagner, Detlef Spincke, Frank Winkelmann, Adolf Indorf, Heinz-Werner Meier, Andreas Deus, Co-Trainer “Jonny” Albers, Trainer Rainer Zobel. Unten v. l.: Andreas Kunze, Kurt-Werner Körtge, Thomas Schröder, Andreas Hasenbank, Helmut Krause, Jörg Sievers und Werner Meyer.

Doch Sievers setzte sich durch, wurde Stammtorwart – und selbstbewusster. Mit einem kritischen Interview in der Landeszeitung (“Es gibt kein regelmäßiges und effektives Torwarttraining. Ich lasse mich nicht zum Südenbock machen. Vielleicht wäre ein Trainerwechsel ein Weg.”) beschleunigte er im Februar 1986 die Entlassung von Blankenburg. Neuer LSK-Trainer wurde Rainer Zobel, ein Mann aus dem Kreis Uelzen wie Sievers. Mit dem neuen Coach verstand er sich wesentlich besser und wurde immer stärker. Bis 1988 stand Jörg Sievers 101-mal im LSK-Tor.

Dann überraschte er alle und wechselte auf eigene Faust zum VfL Wolfsburg. Hatte er sich da übernommen? Nein. Auch in der VW-Stadt behauptete er sich unter Trainer Horst Hrubesch gegen starke Konkurrenz, wurde mit dem VfL Dritter in der Oberliga Nord.

Ein Jahr später der nächste Coup: Sievers ging zu Hannover 96. Der Verein war gerade von der 1. in die 2. Bundesliga abgestiegen. Und auch dort packte Jörg Sievers es. Er wurde zur Legende, spielte 384-mal in der 1. und 2. Liga. Im Jahr 2002, im Herbst seiner Laufbahn, schaffte er mit 96 den Aufstieg in die 1. Bundesliga.

Im Jahr 2003 beendete der Keeper seine bemerkenswerte Karriere, wurde Torwarttrainer bei 96. Und auch das machte Jörg Sievers so gut, u. a. mit Nationaltorwart Ron-Robert Zieler, dass er unzählige 96-Trainer wie Lienen, Neururer, Hecking, Korkut, Frontzeck, Schaaf, Stendel, Breitenreiter “überlebte” – bis heute.

Den neuen 96-Trainer Mirko Slomka kennt Sievers übrigens bestens. Schon von 2010 bis 2013 – Slomkas erster Phase als 96-Chefcoach – hieß der Torwarttrainer Jörg Sievers.

Comeback bei Teutonia mit 46 Jahren

Im September 2012 gab es übrigens noch einmal ein erstaunliches Comeback – und zwar in Uelzen. Das kam so: Bruder Ralf Sievers trainierte damals den Landesligisten Teutonia und stand plötzlich für zwei Spiele ohne Torwart da. Er überredete Jörg zum Comeback nach neun Jahren Pause. Und der überzeugte in seinem Heimatkreis aus dem Stand – mit 46 Jahren! Beim 4:2 gegen Eintracht Elbmarsch und dem 4:1 gegen Cuxhaven zeigte der 96-Pokalheld souveräne Leistungen.

Bodenständig: Jörg Sievers mit seinen Eltern bei einem LSK-Besuch in Wilschenbruch. Dort traf er seinen ehemaligen Mitspieler, LSK-Torjäger-Legende Karsten “Schnecke” Wagner (2. v. l.).

So schließt sich heute beim Spiel LSK gegen Hannover 96 der Kreis. Jörg Sievers kehrt zurück in seine alte Heimat, sicher werden auch etliche Eddelstorfer nach Uelzen kommen, um ihren “großen Sohn” zu begrüßen. Jörgs Verein spielt gegen den LSK, wo er entdeckt und ausgebildet wurde, wo er sich im Herrenbereich durchsetzte. Und er kehrt zurück in die Stadt, wo er seine beiden letzten Punktspiele als Torwart machte.

Herzlich willkommen, Jörg Sievers! Der LSK und die Stadt Uelzen freuen sich sehr über dieses Wiedersehen.

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Und hier gibt’s die Tickets für den Hit LSK – 96

Vorverkauf in Lüneburg: Karten für das Sommer-Highlight LSK gegen Hannover 96 bekommt man in der LSK-Geschäftsstelle (Wichernstraße 34). Öffnungszeiten: Mittwoch und Donnerstag, 15 bis 17 Uhr.

Vorverkauf in Uelzen:
– VGH-Versicherung Timo Kairies (Dieterichsstraße 3)
– Mölders Baucentrum (Am Funkturm 23)
– Restaurant Alcatraz (Mühlenstraße 9a)
– Restaurant Dalmacija (Veersser Straße 77)

Tageskasse: Außerdem gibt es Karten am Spieltag auf dem Uelzener Fischerhof. Die Kassen sind am Samstag, 29. Juni, ab 14 Uhr geöffnet.

Eintrittspreise:
– Erwachsene zahlen 10 Euro
– Jugendliche von 10 bis 17 Jahren 6 Euro