LSK-Neuzugang Thorben Deters begeistert die Zuschauer im Neetzer Jahnstadion – nicht nur mit seinen Toren.
Foto: Jürgen Poersch

Volltreffer: Regionalligist Lüneburger SK hat sich vor dieser Saison ausgezeichnet verstärkt. Mit den neuen Spielern kam der Umschwung – aus einer defensiven, meist nur reagierenden Mannschaft ist eine Truppe geworden, die spielerisch glänzt und Tore schießt. Schon 20 in dieser Saison, Platz 6. Einer der Namen des Aufschwungs: Thorben Deters. Der neue Regisseur lenkt nicht nur, er hat auch schon acht Treffer erzielt und führt die Torschützenliste der Regionalliga an.

Für die offizielle DFB-Internetseite fussball.de Anlass genug, ein Interview mit Thorben Deters zu führen. Redakteur Christian Knoth hat mit dem LSK-Neuzugang gesprochen. Hier ist das lesenswerte Interview im Wortlaut:

Lüneburger Deters:
“Wieder Spaß am Fußball”

In der vergangenen Saison entging der Lüneburger SK aus der Regionalliga Nord dem Abstieg erst in der Relegation. Jetzt mischt der LSK als Tabellensechster oben mit – auch dank der beeindruckenden Torausbeute von Zugang Thorben Deters, Sohn von Ex-Zweitligaprofi und SV Meppen-Legende Bernd Deters. Im FUSSBALL.DE-Interview spricht Thorben Deters über seinen plötzlichen Torhunger und seinen Vater.

FUSSBALL.DE: Nach zehn Spieltagen rangiert der Lüneburger SK auf Platz sechs, von Abstiegskampf keine Spur. Wie ist der Erfolg zu erklären, Herr Deters?

Thorben Deters: Wir hatten bereits eine sehr gute Vorbereitung und haben uns als Team trotz eines größeren Umbruchs schnell gefunden. Außerdem sind wir eine junge, ambitionierte Mannschaft, in der jeder seinen Job zu 100 Prozent erfüllt. Das ist in unserem 3-5-2-System auch extrem wichtig. Sowohl defensiv als auch offensiv arbeitet jeder optimal mit. Mit Ole Springer haben wir außerdem einen Top-Torhüter, der uns schon den einen oder anderen Sieg festgehalten hat. 

“Beim LSK bin ich ein wichtiger Faktor und spüre das Vertrauen”

Auch für Sie persönlich läuft es rund. Mit acht Saisontoren führen Sie die Torschützenliste der Nord-Staffel an. Damit erzielten Sie für den LSK in zehn Begegnungen doppelt so viele Tore wie für den SV Meppen in 62 Partien. Woher kommt die plötzliche Torgefährlichkeit?

Deters: Zunächst einmal muss ich dazu sagen, dass ich in Lüneburg ein anderes Standing habe. In Meppen gehörte ich nicht zum Stammpersonal und kam oft nicht über Kurzeinsätze hinaus. Beim LSK bin ich dagegen ein wichtiger Faktor und spüre das nötige Vertrauen. Ich spiele befreiter auf und habe wieder mehr Spaß am Fußball. Das spiegelt sich in meinen Leistungen und meiner Torausbeute wider. 

Genau wie Ihr Vater Bernd Deters (58) spielten Sie lange Zeit für Ihren Heimatklub SV Meppen. Nach mehr als 13 Jahren ging es im Januar aber zunächst zur U 23 von Fortuna Düsseldorf. Warum?

Deters: Ich war unzufrieden mit meinen Einsatzzeiten. Nach dem Abschluss meiner Ausbildung zum Elektroniker für Betriebstechnik im Jahr 2018 hatte ich den Fokus auf den Fußball gelegt und wollte unbedingt mehr spielen. Das hat leider nicht geklappt und deshalb war ohnehin vorgesehen, den Verein spätestens nach dem Saisonende zu verlassen. Als dann im Winter das Angebot aus Düsseldorf kam, habe ich den Schritt weg aus Meppen bereits früher gewagt. 

Das halbe Jahr in Düsseldorf verlief dann sehr unglücklich.

Deters: Ja, leider. Nachdem ich zweimal zum Einsatz kam und mein Startelfdebüt gab, verletzte ich mich und konnte bis zum Saisonende keine weitere Partie mehr bestreiten. 

Können Sie sich vorstellen, irgendwann nach Meppen zurückzukehren?

Deters: Aktuell ist eine Rückkehr auf keinen Fall ein Thema. Ich habe meinen Fokus wieder verlagert und fange jetzt an, in Lüneburg Allgemeine Ingenieurwissenschaften zu studieren. Dass ich neben dem Studium für den LSK in der Regionalliga spielen darf und es bisher auch noch so gut läuft, ist ein absoluter Glücksfall. Dennoch werde ich den SV Meppen weiter verfolgen und die Daumen drücken, dass der SVM noch lange in der 3. Liga bleibt. Wenn ich irgendwann mein Studium beendet habe, kann man sicher noch einmal über eine Rückkehr reden. Spätestens, wenn ich nicht mehr Fußball spiele, kann ich mir vorstellen, dass Meppen wieder mein Zuhause wird. Die Stadt ist meine Heimat, in der meine Familie und meine besten Freunde leben. 

“Ich bin Stammspieler und treffe häufig. Das freut auch meinen Vater sehr”

Ihr Vater spielte 20 Jahre für den SV Meppen, war in der erfolgreichsten Zeit des Vereins dabei und absolvierte 251 Zweitligaspiele. Wie eng ist Ihr Verhältnis zu ihm?

Deters: Wir haben ein sehr gutes Verhältnis und mehrmals in der Woche Kontakt. In Meppen hat er mir ständig Tipps gegeben und mich aufgebaut, wenn ich nicht zum Einsatz kam. Mein Vater hat mir immer wieder gesagt, dass ich nicht aufgeben und weiter hart an mir arbeiten soll. Die harte Arbeit zahlt sich jetzt aus. Ich bin Stammspieler und treffe häufig. Das freut auch ihn sehr. 

Wie hatte er denn Ihren Abgang aus Meppen aufgenommen?

Deters: Er konnte meine Entscheidung nachvollziehen – auch wenn er mich sicherlich lieber in Meppen regelmäßig spielen gesehen hätte. Das ist ja auch kein Wunder. Es ist sein Verein, den er fast sein komplettes Leben lang begleitet – zunächst als Spieler, dann als Trainer und mittlerweile als Unterstützer. Ich war früher oft mit ihm im Stadion. Er hat mich mit in die Kabine genommen, wo ich Trikots von den Spielern bekommen habe. Das war für mich als Kind ein riesiges Erlebnis. Als ich später aus der Jugend in die erste Mannschaft aufgerückt bin, konnte ich mir einen Kindheitstraum erfüllen. Dass ich dann in der 3. Liga nicht über die Rolle des Ergänzungsspielers hinauskam, ist schade. Aber ich trauere dem nicht hinterher. Jetzt hat ein neues Kapitel begonnen und ich bin glücklich beim LSK. Es könnte aktuell nicht besser laufen. 

Mit Lüneburg gewannen Sie vier der zurückliegenden fünf Partien, am Sonntag empfängt der LSK den Tabellendritten Holstein Kiel II zum Verfolgerduell. Was stimmt Sie optimistisch, dass sich die Serie fortsetzt?

Deters: Trotz einiger verletzungsbedingter Ausfälle von Leistungsträgern haben wir zuletzt konstant positive Ergebnisse eingefahren. Wir sind ein eingeschweißtes Team, das dazu in der Lage ist, auch Ausfälle zu kompensieren. Ein großer Pluspunkt ist, dass wir locker aufspielen, demütig sind und uns nicht unter Druck setzen. Wir machen uns nicht verrückt, setzen uns keine utopischen Ziele und wissen, dass wir trotz des starken Saisonstarts gegen den Abstieg spielen. Wenn wir weiter mit dieser Lockerheit agieren, bin ich guter Dinge, dass wir unseren Lauf noch einige Wochen fortsetzen können. 

Autor: Christian Knoth/mspw

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