LSK – (fast) alles klar! Ein Verein stellt die Weichen für die Zukunft

Foto: Michael Behns
Am Eingang eine lange Schlange, der Saal bis auf den letzten Platz gefüllt. Es mussten zusätzliche Stühle herangeschafft werden. Erst dann konnte die Mitgliederversammlung des Lüneburger SK Hansa in der “Wassermühle Heiligenthal” beginnen. Gespannt wartete die LSK-Familie auf das, was der Vorstand mitzuteilen hatte. Um es vorwegzunehmen: Es wurde ein wegweisender Abend, an dessen Ende das Fazit “LSK – (fast) alles klar” stehen könnte. Aber der Reihe nach.

Foto: Jürgen Poersch
Der LSK-Vorstand hatte sich gut vorbereitet. Die Moderation übernahm der Lüneburger Rechtsanwalt Sebastian Jäkel, der einmal mehr souverän durch die Veranstaltung führte. Der LSK zeigte Transparenz und Seriosität: Parallel zu den Vorträgen waren die Daten und Fakten auf einer Leinwand zu sehen.
Schon in seiner Begrüßung stimmte LSK-Präsident Sebastian Becker die Versammelten auf eine ebenso gute und hoffnungsvolle wie auch schwierige und herausfordernde Zukunft des Vereins ein: “Die Entwicklung des LSK ist positiv, viele arbeiten ehrenamtlich mit, die Konsolidierung der Finanzen ist sehr erfreulich, aber es liegt viel Arbeit vor uns.”
“Soziales Engagement ist dem LSK wichtig”
Dann ging Becker ins Detail. Er lobte zuerst das soziale Engagement der 1. Herrenmannschaft: “Die Spieler haben zum Beispiel die Kinderklinik und Kindertafel besucht. Es ist dem LSK ein großes Anliegen, auch im sozialen Bereich aktiv zu sein.”
Um alle Aufgaben zu erfüllen, braucht der Verein dringend mehr Mitglieder. “Wir sind ein relativ kleiner Verein”, sagte der Präsident. Rund 450 Mitglieder hat der LSK derzeit. Immerhin sind in diesem Jahr 82 neue hinzugekommen. “Das ist prozentual ein großer Zuwachs und läuft gegen den Trend anderer Vereine, die eher Mitglieder verlieren”, freute sich Becker.

Foto: Jürgen Poersch
Als einen Grund für die neue Attraktivität des LSK nannte der Vereinschef den Umzug nach Neetze: “Bei unseren Freunden vom TuS haben wir eine tolle Gastspielstätte gefunden. Unsere Spieler fühlen sich dort sehr wohl – und offensichtlich auch unsere Zuschauer, denn in den bisherigen Heimspielen hatten wir einen Schnitt von 769, und das ist deutlich mehr als vorher auf unseren Stationen beim VfL Lüneburg und TSV Bardowick.”
Besonderer Dank an die Freunde vom TuS Neetze
Becker bedankte sich: “Das war eine Mammutaufgabe. Ohne die ehrenamtlichen Helfer vom TuS Neetze und LSK wäre das nicht möglich gewesen.” Björn Busch und Peter Weinmann vom LSK sowie Hartmut Vogt und Jens Holdberg vom TuS Neetze hatten seit April viele hundert Stunden Arbeit geleistet, um das Jahnstadion regionalligatauglich zu machen.
Einen besonderen Dank schickte Sebastian Becker an den TuS Neetze: “Wir sind dort von allen überaus herzlich aufgenommen worden.”
Intensive Gespräche in Sachen Stadionbau
Dann sprach der Präsident über das Thema, das wohl alle am meisten interessierte: Wann und wo bekommt der heimatlose LSK ein neues eigenes Stadion? Becker: “Im Dezember 2018 hatten wir einen Investor und einen Standort.” In der Presse wurde damals über die Fläche am Kreisel zwischen Barendorf und Vastorf beim Betonwerk Manzke berichtet.
“Ich hätte Ihnen heute gerne ein Ergebnis verkündet. Doch es hat sich herausgestellt, dass dieser Standort nicht geeignet ist, weil sich weit außerhalb der Stadt ein Stadion nicht wirtschaftlich betreiben lässt. Es macht einfach keinen Sinn, auf der grünen Wiese zu bauen”, sagte Becker. Seitdem sei man intensiv auf der Suche nach einem neuen Gelände. “Wir sind in guten und intensiven Gesprächen über eine stadtnahe Fläche”, verriet Becker. Doch mehr mochte er nicht sagen: “Es wäre kontraproduktiv, immer wieder Wasserstandsmeldungen abzugeben. Wir haben strikte Vertraulichkeit mit unseren Gesprächspartnern vereinbart.” Man wolle das Projekt nicht durch voreilige Meldungen scheitern lassen.

Foto: Michael Behns
Baugenehmigung Goseburg kommt diese Woche
Konkreter konnte der Präsident beim zweiten großen Projekt werden, dem Bau des Geschäfts- und Vereinsgebäudes im LSK-Trainingszentrum Goseburg. Dort will die GbR Goseburg mit LSK-Vizepräsident Alexander Diercks aus privaten Mitteln ein dreigeschossiges, 400 Quadratmeter großes Haus bauen. Das Erdgeschoss wird Diercks dem LSK kostenlos zur Verfügung stellen – mit Vereinsheim, Geschäftsstelle, Umkleiden, Duschen. Die oberen beiden Stockwerke nutzt Diercks für sein Unternehmen Lowcotel und weitere gewerbliche Zwecke.
Schon lange lässt die Baugenehmigung der Stadt Lüneburg auf sich warten. Doch nun hatte Becker brandaktuelle Nachrichten: “Ich habe heute von der Stadt Lüneburg die Mitteilung bekommen, dass uns die Baugenhmigung in dieser Woche zugestellt wird! Dann können wir noch in diesem Jahr mit dem Abriss des Vereinsheims beginnen und im Frühjahr mit dem Neubau, sodass im Spätsommer 2020 alles fertig ist.” Großes Aufatmen im Saal.
“Die Goseburg ist für unseren Verein genau so wichtig wie das neue Stadion”, sagte Becker, “im Frühjahr 2018 haben wir das Gelände vom VfB Goseburg übernommen. Es war völlig marode. Mit viel ehrenamtlicher Arbeit haben Björn Busch und sein Team die beiden Plätze und das Vereinsheim hergerichtet, Flutlicht auf dem B-Platz installiert. Doch die Bedingungen dort sind nach wie vor sehr schwierig. Der Neubau im Trainingszentrum ist ein großer Schritt für den LSK – sowohl für unsere 230 Kinder und Jugendlichen als auch für unsere Regionalliga-Fußballer.”
Zobel hielt mitreißendes Plädoyer für seinen LSK

Foto: Jürgen Poersch
Das war das Stichwort für Rainer Zobel, das Wort zu übernehmen. Der Teamchef des erfolgreichen Regionalliga-Teams bekräftigte: “Wir brauchen die Goseburg, wir brauchen das neue Vereinsheim!”
Dann wandte sich Zobel dem Sportlichen zu: “Wir haben im Team einen kleinen Umbruch hinter uns. Die Abwehr ist fast komplett geblieben, im Mittelfeld und Sturm haben wir wichtige Spieler verloren, uns aber gut verstärkt.” In der Tat: 18 der 20 Tore in dieser Saison haben die Neuen geschossen. Zobel lobte in diesem Zusammenhang seinen Trainer Qendrim Xhafolli: “Er findet immer wieder gute Spieler für den LSK.”
“Unsere Mannschaft hat einen sehr guten Charakter”
Überhaupt sparte der Teamchef an diesem Abend nicht mit Lob: “Unser Vorstand hat es geschafft, viele Spieler für zwei Jahre zu binden, sodass wir konstanter arbeiten können. Unsere neue Mannschaft ist sehr gefestigt. Sie lässt sich nicht unterkriegen, sie hat einen sehr guten Charakter. Das sage ich auch nach der 0:3-Niederlage in Wolfsburg. Da haben wir Trainer Fehler gemacht.” Zuvor hatte Zobels Team fünf von sechs Spielen gewonnen, steht jetzt auf Platz 6 überraschend gut da.
Zobel lobte auch das Team ums Team: “Da möchte ich vor allem unsere Betreuer Jürgen Junge und Achim Bartels sowie Gabi Jaskolla und Teammanager Thorsten Jaskolla nennen. Sie alle tun viel dafür, dass sich unsere Spieler trotz der schwierigen Bedingungen sehr wohl fühlen.”
Und Zobel vergaß auch Uwe Alemeier nicht. Der Betreuer ist schwer erkrankt, kann seine Aufgaben derzeit nicht wahrnehmen. “Er hat einen tollen Job gemacht. Die Nachricht hat mich schwer getroffen. Ich wünsche Uwe von Herzen, dass er seine Krankheit überwindet.”
Zobel sucht Sponsoren für das Trainingslager
Zobel richtete den Blick nach vorne: “Im Winter wird es noch schwieriger für uns, weil wir auf dem A-Platz in der Goseburg kein Flutlicht haben. Ich hoffe, dass wir wieder Trainingszeiten auf dem Platz des Privatgymnasiums Marienau bekommen. Denn wir haben erst 20 Punkte. Die jetzige Tabelle ist nur eine Momentaufnahme. Wir brauchen 40 Punkte zum Klassenerhalt.”
Um den Winter zu überbrücken, präsentierte Zobel eine Idee: “Ich habe mit meinem ehemaligen Verein El-Gouna in Ägypten gesprochen. Wir können dort am Roten Meer ein Trainingslager veranstalten und gegen den Erstligisten spielen. Die regeln alles für uns.” Das Trainingscamp ist vom 16. bis 26. Januar geplant, dann ist es in El-Gouna noch immer über 20 Grad warm – ideale Trainingsbedingungen.
Doch die Sache hat einen Haken: “Wir brauchen 12.000 Euro”, rechnete Zobel vor, “dazu suchen wir Sponsoren, die sich mit 1000 oder 2000 Euro beteiligen.” Der Teamchef zeigte auch Umweltbewusstsein, meinte schmunzelnd: “Bei Fernflügen soll die CO2-Bilanz ja nicht so gravierend sein wie bei Kurztripps nach Mallorca.”
“Wir sind überhaupt nicht hochnäsig”
Zobel mahnte den LSK, weiter am Image zu arbeiten: “Der Verein gilt ja bei manchen als hochnäsig. Aber das sind wir überhaupt nicht. Deshalb spielen wir jetzt zum Beispiel zwischen den Punktspielen gegen Vereine aus der Region. Wir wollen allen zeigen, dass wir ganz in Ordnung sind.”
Auch der Teamchef sandte herzliche Grüße nach Neetze: “Unserem Team macht es unglaublich viel Spaß, dort zu spielen.”
Schließlich teilte Zobel der LSK-Familie noch mit, dass nach ihm nun auch seine Frau in den LSK eingetreten sei und ermunterte Nachahmer. Riesenapplaus!
Die LSK-Jugendabteilung boomt weiter

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Als nächster ging LSK-Jugendvorstand Martin Wilke in den Ring. Der Unternehmer hat die völlig am Boden liegende LSK-Jugendabteilung mit großem Engagement wieder aufgebaut: “Seit 2014, als wir aus Wilschenbruch ausziehen mussten, haben wir 200 Kinder dazu gewonnen.” Heute sind es über 230 von der U7 bis U18. “Wir haben also auch wieder eine A-Jugend”, konnte Wilke stolz vermelden.
Alle Teams spielen auf Kreisebene. Der Weg zurück an die Spitze ist mühsam. 28 Trainer kümmern sich derzeit um die Jugendlichen.
Erste Erfolge stellen sich ein: “Unsere U8 ist Hallenmeister und Kreismeister geworden. Die U10 wurde Staffelsieger. Unsere U14 ist Meister auf dem Feld und Vizemeister in der Halle, außerdem Kreispokalsieger. Und die U15 wurde Hallenmeister”, berichtete Wilke.
Schwierig sei die Lage beim Hallentraining: “Die Kaltenmoor-Hallen sind schon im vierten Jahr gesperrt, außerdem die Schwalbenberg-Halle, sodass wir nur wenige Trainingszeiten bekommen.”
LSK kooperiert mit Schulen und Kindergärten
Erfreulich laufe dagegen die Kooperation mit Schulen und Kindergärten: “Wir bieten Fußballunterricht in den Schulen Hasenburger Berg und Adendorf an, außerdem an der Kita Heidkamp. Das machen unsere Trainer Manfred Nitschke, Bastian Stech, Oliver Schulz und Roland Ulbrich hervorragend!” Und auch das Fußballcamp in der Goseburg sei vor einigen Wochen sehr gut gelaufen. Da hatten u. a. die Ex-Bundesliga-Profis Detlef Olaidotter und Rainer Zobel mit den Kindern trainiert. “Das war eine tolle Sache”, sagte Wilke.
Er bedankte sich bei allen, die in der LSK-Jugendarbeit mithelfen: Trainer, Betreuer, Eltern, Sponsoren, Förderkreis Schwarz-Weiß, Fahrer und “Jungs von Wilschenbruch”. Weitere Mitstreiter werden dringend gebraucht und sind immer willkommen!
Großer Beifall für den unermüdlichen “Vater” der LSK-Jugend.
Moderator Sebastian Jäkel, selbst Vater eines talentierten Jugendfußballers, sagte: “Ich weiß, was da an Arbeit dahintersteckt. Und ich weiß auch, dass nicht nur in der Jugendarbeit vieles eine Frage des Geldes ist.” Damit schuf er den Übergang zum Mann der LSK-Finanzen, Henning Constien.
Constien hat 266.000 Euro Altschulden abgebaut

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Constien ist erst seit Herbst vorigen Jahres im Amt als kommissarischer LSK-Finanzvorstand. Aber zum besseren Verständnis spannte er den Bogen weiter zurück: “Nach meinem Antritt habe ich die LSK-Bücher geprüft und festgestellt, dass der Verein zum 22. November 2018 einen Schuldenstand von über 339.000 Euro hatte.” Betretenes Schweigen im Saal.
Ein Großteil dieser Schulden sei nicht vom neuen Vorstand, der 2016 angetreten war, verursacht worden, sondern reichen weiter zurück. “78.000 Euro waren aus den Jahren 2008 bis 2013 an die Berufsgenossenschaft zu zahlen, 7000 Euro Lohnsteuer von 2013 bis 2015”, nannte Constien Beispiele.
Der neue Finanzmann fertigte eine Liste aller Gläubiger an, sprach mit allen: “Wenige haben verzichtet, aber mit einigen haben wir Vergleiche schließen können, zum Beispiel mit der Firma Havemann, die noch 32.000 Euro Leasinggebühren für die Vereinsbusse zu bekommen hatte und uns sehr entgegengekommen ist. Das Gleiche gilt für die Berufsgenossenschaft.” Beifall.
Dann präsentierte Henning Constien die aktuellen Zahlen: “Wir haben im Geschäftsjahr 2018/19 über 180.000 Euro Sponsorengelder eingenommen plus knapp 133.000 Euro Zuwendungen, darunter eine 50.000-Euro-Spende.” Erstaunen im Publikum.
Vorläufige Bilanz: “Der LSK hat zum 15. September 2019 einen Schuldenstand von 72.670 Euro.” Das heißt: Constien und dem Vorstand ist es innerhalb von zehn Monaten gelungen, die Schulden des Vereins von 339.000 auf 72.360 Euro abzubauen. Für diese unglaubliche Leistung gab es Riesenbeifall.
Kassenprüfer haben keine Beanstandungen

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So hatte Kassenprüfer Norbert Röper, der die LSK-Unterlagen zusammen mit Hendrik Thomas geprüft hatte, keinerlei Beanstandungen. Moderator Sebastian Jäkel beantragte die Entlastung des Vorstandes – und die fiel bei zwei Enthaltungen des Vorstandes einstimmig aus.
Vorstand mit großer Mehrheit wiedergewählt

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Beste Voraussetzungen also für die Neuwahl. Der gesamte LSK-Vorstand kandidierte für drei weitere Jahre. Stimmberechtigt waren nur die 45 anwesenden Mitglieder des LSK Hansa von 2008, nicht die Mitglieder des LSK von 1901 sowie die anderen interessierten Zuhörer.
Hier die Ergebnisse der Wahlen:
Präsident Sebastian Becker wurde einstimmig, bei eigener Enthaltung, für drei weitere Jahre wiedergewählt.
Vizepräsident Alexander Diercks wurde in Abwesenheit (beruflicher Termin in London) einstimmig wiedergewählt.
Jugendvorstand Martin Wilke wurde bei zwei Enthaltungen (eine eigene) einstimmig für drei weitere Jahre wiedergewählt.
Finanzvorstand Henning Constien wurde mit 39 Ja-Stimmen, zwei Enthaltungen und drei Gegenstimmen gewählt.
Die Kassenprüfer Norbert Röper und Hendrik Thomas wurden einstimmig wiedergewählt.

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Unter Punkt Sonstiges ergriff LSK-Teamchef Rainer Zobel noch einmal das Wort und bat alle LSK-Mitglieder, Meinungsverschiedenheiten nicht öffentlich auszutragen: “Man kann immer unterschiedlicher Meinung sein, das gibt es in allen Vereinen. Aber sprecht bitte persönlich miteinander, das ist besser für unseren Verein.”
Das Schlusswort gehörte dem wiedergewählten Präsidenten Sebastian Becker: “Uns allen geht es um den LSK, um den Fußball in Lüneburg, um die Jugend. Es gibt viel zu tun. Mit Geduld und Hartnäckigkeit können wir zusammen eine Menge bewegen. Wir haben in den vergangenen drei Jahren schon so viel geschafft. Wenn alle mithelfen, wird uns das auch weiter gelingen!”
Großer Applaus und Aufbruchstimmung beim LSK!