Zobel redet vor dem Knaller LSK gegen Lübeck Klartext

Foto: HEIMSPIEL.media / Stefan Großmann
Noch drei Tage – dann steigt der Kracher im Neetzer Jahnstadion: Der Lüneburger SK Hansa empfängt am Sonntag um 14 Uhr den Titelanwärter VfB Lübeck. Die Gastgeber rechnen mit Rekordbesuch.
Die Lübecker müssen den LSK schlagen. Sie liegen schon sieben Punkte und 15 Tore hinter dem Spitzenreiter und großen Aufstiegskonkurrenten VfL Wolfsburg II zurück (bei zwei Spielen weniger). Das hat für Unruhe in der Marzipanstadt gesorgt. Sportdirektor Stefan Schnoor ist wie berichtet zurückgetreten. Meinungsverschiedenheiten mit VfB-Trainer Rolf Martin Landerl sollen der Grund gewesen sein, wie den Medien zu entnehmen ist. In der grün-weißen Fanszene soll es nach dem enttäuschenden 3:3 in Jeddeloh grummeln.
Aber auch der LSK muss nach drei Niederlagen in den letzten vier Punktspielen etwas reißen. Viele Lüneburger Fans waren beim Auswärtsspiele in Norderstedt dabei, die meisten reisten enttäuscht zurück. Anlass für Fragen an LSK-Teamchef Rainer Zobel.
“Ich kümmere mich nicht um andere!”
Ist die Unruhe beim VfB Lübeck eher ein Vor- oder sogar ein Nachteil für den Lüneburger SK?
Teamchef Zobel reagiert etwas allergisch auf diese Frage: “Ich kümmere mich nicht um andere! Das ist nicht unsere Aufgabe. So etwas hilft uns überhaupt nicht weiter! Wir müssen an uns denken und sehen, dass wir unsere Sachen besser machen. Sich mit den Problemen anderer zu beschäftigen, kann manchmal sehr negativ sein. Da gab es auch in der Bundesliga schon genügend Beispiele.”
“Das drittschlechteste Spiel” in Zobels Amtszeit
Apropos besser machen – was war denn bei der 0:1-Niederlage des LSK in Norderstedt nicht gut?
“Das war das drittschlechteste Spiel, seit ich LSK-Trainer bin”, klagt Zobel, “alles, was wir zuvor beim 1:0-Sieg gegen Werder Bremen noch gut gemacht haben, das haben wir gegen Norderstedt vermissen lassen. Wir haben keinen Druck aufgebaut, haben uns nicht freigelaufen, acht von elf Spielern haben nur 50 bis 60 Prozent Leistung gebracht.”
Auswärts zu ängstlich?
Es fällt auf: Der LSK hat in neun Heimspielen 20 Punkte geholt und 21 Tore geschossen, aber aus neun Auswärtsspielen nur sechs Punkte und acht Tore mitgebracht. Viele Fans fragen sich: Spielt der LSK auswärts zu vorsichtig, gar ängstlich?
“Es gibt keinen Grund, auswärts ängstlicher anzutreten als zuhause”, sagt Zobel, “in der Regionalliga spielen die Zuschauer bei Auswärtsspielen keine so große Rolle. Man kann da selbstbewusst aufspielen. Das haben wir zum Beispiel in Wolfsburg ja auch gemacht. Aber gegen Norderstedt waren wir klar schlechter als bei unseren anderen Niederlagen.”

Foto: Jürgen Poersch
War es im Nachhinein richtig, in Norderstedt mit Wolk, El-Ahmar und Pauer drei defensive Mittelfeldspieler in der Startelf aufzubieten? Setzt man damit nicht schon ein Zeichen, vorsichtiger zu agieren?
“Nein”, widerspricht der Teamchef, “das hat damit nichts zu tun. Thorben Deters sollte durch diese Umstellung nicht aus dem Mittelfeld, sondern als zweiter Stürmer agieren. Aber das hat er nicht besonders gut gemacht. Wir wollten eigentlich offensiver spielen.”
“Thorben Deters an Toren zu messen, ist falsch”

Foto: HEIMSPIEL.media / Stefan Großmann
Deters war mit acht Toren in den ersten neun Spielen furios in die Saison gestartet. In den vergangenen neun Spielen hat er nur noch einmal getroffen. Steckt der Spielmacher in der Formkrise?
Auch das sieht Zobel anders: “Thorben an Toren zu messen, ist falsch! Das ist nicht seine primäre Aufgabe. Jeder hat mal einen Durchhänger, das ist auch schon größeren Spielern passiert. Thorben ist jemand, der schnell mal an sich zweifelt, wenn es nicht so läuft. Aber diese Zweifel habe ich ihm in einem Gespräch genommen. Er hat mein volles Vertrauen. Ich bin absolut sicher, dass es schon bald wieder besser bei ihm wird.”
“Von Marian Kunze erwarte ich mehr”

Foto: Jürgen Poersch
Und was ist mit Marian Kunze los? Der rechte Flügelflitzer war zu Saisonbeginn kaum zu stoppen, machte überragende Spiele. Zuletzt war er nicht mehr in dieser bestechenden Form.
“Marian hat in Norderstedt nach vorne ganz gut gespielt, aber sein Abwehrverhalten war sehr schwach”, analysiert Rainer Zobel, “er sagt, das liege daran, dass er einen angebrochenen Zeh habe. Aber wenn er mit diesem Zeh nach vorne gut spielen kann, dann kann er das auch nach hinten.”
Manchen Fans fällt auf, dass Zobel im Spiel immer wieder den Namen “Marian” ruft. Vielleicht zu oft?
Auch da hat der Teamchef eine klare Meinung: “Von einem Spieler wie Marian Kunze erwarte ich einfach mehr. Er bringt sich derzeit nicht genug ein, fordert den Ball zu selten. Er ist nicht immer voll konzentriert, zum Beispiel beim Einrücken. Und dann rufe ich natürlich rein. Und zwar mit dem Namen, denn ich halte überhaupt nichts davon, allgemein zu rufen: Einrücken! Ich nenne immer den Namen.”
Fast alle Mann an Bord – auch Seidel

Foto: Jürgen Poersch
Letzte Frage: Wie sieht’s gegen Lübeck personell aus?
Da kann Teamchef Zobel zum erfreulicheren Teil kommen: “Bis auf den immer noch verletzten Alexander Gerlach haben in dieser Woche alle voll trainiert.” Das gab es beim LSK lange nicht. Auch der sehnsüchtig zurückerwartete Torjäger Jonas Seidel zieht wieder durch. “Ein Startelf-Einsatz kommt für ihn zwar noch zu früh, aber er braucht natürlich Spielpraxis, damit er wieder reinkommt”, kündigt Zobel an.
Es wird spannend am Sonntag. Zwei Teams, die ihren Fans nach der letzten Enttäuschung zeigen wollen/müssen, dass sie es viel besser können. Da freuen wir uns doch drauf!
Morgen Vorverkauf für LSK gegen Lübeck

Foto: HEIMSPIEL.media / Stefan Großmann
Noch einmal der Hinweis: Am morgigen Freitag von 15 bis 19 Uhr gibt es im LSK-Trainingszentrum in der Goseburg (Moorweide 12) einen Ticket-Vorverkauf für das Lübeck-Spiel. “Damit unsere Fans am Sonntag nicht lange in der Schlange stehen müssen”, sagt LSK-Finanzvorstand Henning Constien, der morgen selbst am der Vorverkaufskasse sitzen wird.
Weil es viele Anfragen, auch aus Lübeck, gab: Es wird am Sonntag an den Stadionkassen, die bereits um 12.30 Uhr öffnen, auch noch Karten für den Gäste-Fanblock geben. Constien: “Die Lübecker werden uns Tickets zurückschicken, weil wohl viele VfB-Fans derzeit noch abwarten, wie das Wetter wird, ob gespielt werden kann.”
Beim LSK geht man allerdings davon aus, dass die Partie stattfindet, zumal es laut Wetterprognosen am Freitag, Samstag und Sonntag keinen Regen mehr geben wird. Auf geht’s nach Neetze!