Lüneburg statt Lazio Rom: LSK verpflichtet Abwehr-Ass Guri Hana!

Foto: Jürgen Poersch
Er war im vorigen Jahr zum Probetraining bei der U19 der italienischen Erstligisten Lazio Rom und Atalanta Bergamo, hat sich auch schon in England beim FC Waford vorgestellt. Jetzt hat Guri Hana einen Vertrag beim Lüneburger SK Hansa unterschrieben. Der 18-jährige Innenverteidiger wechselt in der Winterpause zum Regionalligisten, fliegt am 17. Januar schon mit ins Trainingslager nach Ägypten. “Wir haben Guri Hana für zweieinhalb Jahre, also bis zum Sommer 2022, verpflichtet”, meldet LSK-Präsident Sebastian Becker, in dessen Anwaltskanzlei Hana am Mittwoch den Vertrag unterschrieb.
Sie hatte schon ein wenig internationales Flair, die Pressekonferenz, zu der der LSK heute Mittag anlässlich der Vertragsunterschrift eingeladen hatte. Guri Hana ist in London geboren, hat neben der englischen auch die kosovarische und albanische Staatsbürgerschaft. Der Abiturient spricht noch kein Deutsch, aber perfektes Englisch. So lief die Pressekonferenz auf Englisch.

Foto: Jürgen Poersch
Hana stellte sich zunächst vor: “Ich war im September eine Woche zum Probetraining beim LSK. Es hat mir sehr gut gefallen. Es ist ein großartiges, sehr gut organisiertes Team. Ich möchte beim LSK die Möglichkeit nutzen, in eine Profi-Karriere zu starten und werde mein Bestes für die Mannschaft geben.”
Warum Hana zum LSK wechselt
Probetraining in England und Italien – warum wechselt Hana nun zum Lüneburger SK, und wie kam der Kontakt zustande?
Das kann LSK-Cheftrainer Qendrim Xhafolli, der als Fünfjähriger mit seiner Familie aus dem Kosovo nach Deutschland kam, beantworten: “Mein kleiner Cousin ist ein Freund von Guri, die beiden sind zusammen in der Hauptstadt Pristina zur Schule gegangen. Mein Cousin hat ihm erzählt, dass ich Trainer in Deutschland bin. Dann hat mich Guris Vater angerufen und wir haben seinen Sohn zum Probetraining eingeladen.”
Und in dieser einen Woche hat der 1,86 Meter große Defensivspieler gezeigt, was er kann. LSK-Teamchef Rainer Zobel schwärmt: “Guri hat einen hervorragenden Eindruck hinterlassen. Er ist mit seinen erst 18 Jahren schon sehr robust und dominant, dabei äußerst schnell, spielt sehr genaue Pässe. Er hat eine hohe Zweikampf-Intelligenz – richtig gut! Er kann uns sofort helfen.”
Guris Lieblingsposition ist die Innenverteidigung. Wo sieht Zobel ihn? “Er kann auf allen Postionen in der Abwehr und im defensiven Mittelfeld spielen.”
Welche Rolle die Leuphana beim Wechsel spielt

Foto: Leuphana
Bei der Entscheidung für den LSK und Lüneburg hat auch die Leuphana Universität eine Rolle gespielt. Qendrim Xhafolli weiß: “Guris Vater möchte gerne, dass sein Sohn in Deutschland studiert. In Lüneburg kann er beides – Fußball spielen und studieren.”
Der LSK hat bereits Kontakt mit der Uni aufgenommen. Guri möchte gerne Betriebswirtschaft studieren und hofft, dass er im kommenden Semester einen Platz an der Leuphana bekommt.
Wohngemeinschaft mit Luki, Wolke und Mo

Foto: Jürgen Poersch
Jetzt muss er sich erstmal einleben. LSK-Finanzvorstand Henning Constien hat den Neuzugang am Dienstagabend vom Hamburger Flughafen abgeholt und ihn nach Melbeck gefahren. Dort in der LSK-Wohngemeinschaft mit Kapitän Lukas Pägelow, Stefan Wolk und Mohamed El-Ahmar wird Guri zunächst wohnen. “Für mich ist noch alles sehr fremd und aufregend. Aber ich bin sehr herzlich aufgenommen worden, schon damals beim Probetraining in Lüneburg”, sagt Guri Hana, “zum Glück sprechen alle in der LSK-Mannschaft Englisch. Das war ganz anders, als ich zum Probetraining in Italien war, da sprach kaum jemand Englisch und es war sehr schwierig mit der Verständigung.”
Hier kümmern sich alle darum, dass Guri schnell heimisch wird in Lüneburg – seine drei Wohngemeinschaftskollegen, Landsmann Qendrim Xhafolli, Henning Constien, Teammanager Thorsten Jaskolla und andere. “Ich möchte mich ganz herzlich bei Qendrim und Herrn Constien bedanken, dass sie mir bisher so sehr geholfen haben”, sagt Hana.

Foto: Jürgen Poersch
LSK sucht nette Gastfamilie für Guri
Die Melbecker Wohngemeinschaft soll keine Dauerlösung für Hana bleiben. Der LSK sucht eine Wohnung für den 18-Jährigen. “Es wäre super, wenn wir eine nette Gastfamilie für Guri finden. Natürlich zahlt er Miete”, sagt Constien, “und er könnte den Kindern der Gasteltern Englisch-Unterricht erteilen.”
Guris Eltern waren Ende der 90er Jahre vor dem Kosovo-Krieg nach England geflohen. In London wurden seine Schwester (heute 20 Jahre), Guri und sein kleiner Bruder (15) geboren. Als Guri vier Jahre alt war, kehrte die Familie zurück in die kosovarische Heimatstadt Pristina, aus der auch Qendrim Xhafolli stammt.
Guri begann mit dem Fußball, als er sechs Jahre alt war. Zuerst bei KF Kurda, dann bei SHF Shqiponjat e Bashkume, später bei KF Besëlidhja und seit 2017 bei KF 2 Korriku. Er wurde für die albanische U17- und U19-Nationalmannschaft gesichtet, absolvierte vor zwei Jahren ein Probetraining in der Jugend des englischen Erstligisten FC Watford, im vorigen Sommer bei den italienischen Erstligisten Lazio Rom und Atalanta Bergamo.
Zobel: “Guri hat das Potential zum Profi”
Nun will er also über den LSK den Weg in den Profifußball suchen. Traut LSK-Teamchef Rainer Zobel ihm das zu? “Absolut! Er hat das Potential. Aber nicht allein das Talent entscheidet. Da muss vor allem der Kopf mitspielen.”
Der ehemalige Profi des FC Bayern München weiß das aus eigener Erfahrung: “Ich habe früher in den Jugend-Nationalmannschaften und in der Olympia-Auswahl immer vorne, oft im Sturm gespielt. Dann kam ich zu Hannover 96, und es fehlte einer im defensiven Mittelfeld. Den Job habe ich übernommen und das wohl so gut gemacht, dass mich zwei Jahre später der FC Bayern München verpflichtet hat.”

Auch bei den Bayern erkannte Zobel schnell, was seine Aufgabe war: “Ich sollte keine Pässe mit dem Außenrist spielen – das konnte Franz Beckenbauer viel besser. Und ich sollte auch keine Flankenläufe starten – das konnte der Ulli Hoeneß viel besser.” Auch im Sturm waren die Bayern recht gut besetzt – dort spielte nämlich ein gewisser Gerd Müller, WM-Torschützenkönig und Bundesliga-Rekord-Torjäger. Also machte Zobel das, was der Mannschaft half: “Ich konnte besser laufen und Zweikämpfe gewinnen als die anderen. Diesen Job habe ich erfüllt. Ich habe mich nicht untergeordnet, aber eingeordnet. Einmal wollte mich Trainer Dettmar Cramer nicht aufstellen, aber da hat die Mannschaft protestiert: Wir brauchen Rainer. Also habe ich gespielt. Diese Einstellung kann ich nur jedem jungen Spieler empfehlen. Keine Flausen im Kopf haben, sondern verstehen, wie ein Fußballteam funktioniert, sich einfügen und seine Aufgabe erfüllen.”
Das traut er seinem Neuzugang Guri Hana zu: “Er ist intelligent und ein Supertyp”, sagt Zobel, “und vor allem hat er keinen Berater, der ihm blödes Zeug einredet und seine Karriere kaputt macht, wie das zuletzt leider bei anderen ehemaligen LSK-Spielern passiert ist.”
Das soll Guri Hana nicht passieren. Erste Schritte in eine hoffentlich erfolgreiche Fußball-Karriere macht er ab Freitag, wenn er mit dem LSK ins Trainingslager nach Ägypten fliegt. Nach Deutschland schon das nächste große Abenteuer für den jungen Mann. Mit seiner offenen und sympathischen Art wird er während der Trainingswoche schnell Freunde finden und dann wird es in der Fremde nicht mehr so fremd sein.
Lieber Guri, herzlich willkommen beim LSK!