Die Rasen-Docs helfen dem LSK

Foto: Jürgen Poersch
Fast wie ein Golf-Green! Die beiden Rasenplätze im LSK-Trainingszentrum Goseburg präsentieren sich derzeit in einem Top-Zustand. Das ist dem LSK-Rasenteam mit Björn Busch, Peter Weinmann und Achim Bartels zu verdanken, aber auch den „Rasen-Docs“ Johannes Schüchen und Prof. Dr. Thomas Hüster. Die beiden Experten helfen dem LSK bei der Pflege des Grüns, waren diese Woche wieder zum Rasen-Check in der Goseburg. Wir waren dabei und haben manchen wertvollen Tipp bekommen, wie man Rasen auf Fußballplätzen und daheim zur vollen Pracht entfaltet.
„Gut aerifiziert, gesandet und gewässert. Schön dicht gewachsen“, ist das erste Urteil von Johannes Schüchen, als er den B-Platz betritt. Der sympathische Gärtnermeister ist vom Fach, hat Ingenieurwesen im Landschaftsbau studiert. Er ist der Rasen-Fachmann bei AgraForUm, dem 1995 gegründeten Unternehmen des Agrar-Wissenschaftlers Prof. Dr. Thomas Hüster in Walsrode.
Nach dem ersten oberflächlichen Blick geht’s in die Tiefe. Mit dem Spezial-Spaten sticht Schüchen einen Bodenquerschnitt aus dem Rasen. „Hier sieht man deutlich, wie tief die Graswurzeln gewachsen sind und dass der Sand gut in die gestanzten Löcher eingesickert ist“, erklärt der Fachmann. Der Sand sei wichtig, damit der Boden gut gelüftet ist und optimal bewässert wird.

Foto: Jürgen Poersch
„18 Mannschaften auf zwei Plätzen – einfach zu viel!“
Björn Busch lauscht aufmerksam. Der LSK-Platz-Beauftragte hat sich zwar schon eine Menge Wissen über Rasenpflege angeeignet, aber von Schüchen und Hüster kann er immer noch etwas lernen. Und in den beiden hat er Gesprächspartner, die sich seine Probleme anhören und Lösungen haben.
„Uns fehlt eindeutig ein dritter Trainingsplatz“, sagt Busch, „18 Mannschaften auf zwei Plätzen, das ist einfach zu viel. Hätten wir einen dritten Platz, könnte mal einer ruhen.“ Schüchen nickt: „Ein Fußballplatz verträgt maximal sechs Mannschaften.“ Jetzt – in Corona-Zeiten – haben sich die beiden Rasenflächen in der Goseburg prächtig erholt. „Aber ab kommendem Montag, wenn das Jugend- und Herrentraining hier wieder beginnt, ist das vorbei“, ahnt Busch.

Foto: Jürgen Poersch
Schüchen stimmt zu: „Das ist hier ein sehr alter Platz. Der wurde in den 60er Jahren angelegt. Damals hatte man noch nicht die Normen wie heute. Jetzt ist der Boden platt, hat eine schlechte Wasserabführung.” Deshalb seine Empfehlung, den Untergrund regelmäßig zu lochen, also zu aerifizieren, wie der Fachmann sagt. „Ein Rasengrund sollte idealerweise 25 Prozent Luft und 25 Prozent Wasser enthalten. Zu feinen Boden mögen Gräser nicht. Ganz wichtig ist, dass der Untergrund nicht verdichtet wird“, sagt Johannes Schüchen. Unter den schwierigen Bedingungen in der Goseburg ist er aber mit dem Rasen-Zustand zufrieden.
Poa annua – die Plage der Plätze
Danach geht’s rüber auf den A-Platz. Wieder Bodenprobe. Das Problem hier (wie auf vielen Fußballplätzen): „Zu viel Poa annua.“ Zu viel was? Schüchen erklärt: „Das ist die Einjährige Rispe. Dieses Gras blüht, sät aus und vermehrt sich unaufhaltsam.“ Sieht doch aber auch schön grün aus. „Ja, aber Poa annua wurzelt nicht tief genug. Es hat eine miserable Scherfähigkeit. Nach dem Mähen oder nach Fußballer-Grätschen bleiben Löcher und kahle Stellen, die nicht so schnell wieder zuwachsen.“

Foto: Jürgen Poersch

Foto: Jürgen Poersch
Was tun? „Die Vereine können während des Spielbetriebs ständig nachsäen. Aber das ist teuer und kostet viel Zeit“, weiß der Experte. Am besten sei es, den Platz zwischendurch mal länger mit frischer Saat ruhen zu lassen. Da kann Björn Busch nur mit den Schultern zucken.
Von Poa annua zum Wässern. Wie oft am besten? „Kommt auf Witterung und Bodenverhältnisse an“, sagt Schüchen, „zwei- bis dreimal die Woche.“ Was wichtig sei: „Den Boden auch mal zehn bis zwölf Zentimeter trocken fallen lassen, dann aber intensiv und durchdringend wässern. Denn die Wurzel wächst dem Wasser hinterher!“
Vertikutieren vor Ostern? „Komplett falsch!“
Das gelte auch für den heimischen Rasen. Apropos Garten: Wie steht es denn mit dem beliebten Vertikutieren? Da verdreht der Rasen-Doc leicht die Augen: „Es wird zu häufig vertikutiert – und vor allem viel zu früh. Es gibt ja den Slogan ,Eine Woche vor Ostern’. Das ist komplett falsch!” Warum? „Weil es dann meist noch viel zu kalt ist.“ Wann ist denn der ideale Zeitpunkt? „Wenn der Rasen mindestens zweimal gemäht ist, also in der Regel im Mai. Der Boden sollte durchgängig zehn bis zwölf Grad warm sein.“
Schüchen hält aber grundsätzlich nicht allzu viel vom Vertikutieren. „Das sollte man nur machen, wenn der Filz zu dick geworden ist. Denn beim Vertikutieren werden die Gräser in einer Zeit verletzt, in der die Wurzelbildung läuft. Gras kann aber nicht alles auf einmal – oben und unten wachsen.“ Was sollte man stattdessen tun? „Ideal ist einfaches Harken, so wie man es früher nach dem Rasenmähen gemacht hat. Beim Harken werden der Filz und organisches Material schonend abgetragen, der Rasen wird belüftet.“

Foto: Jürgen Poersch
So machen es auch Björn Busch, Peter Weinmann und Achim Bartels auf den LSK-Plätzen. Sie haben einen sogenannten Striegel, der das tote Material in kreisenden Bewegungen herauskratzt. Alle 14 Tage. „Das ist optimal“, lobt Johannes Schüchen, „denn der Striegel schont Gräser und Boden, hinterlässt keine offenen Wunden.“ Also, liebe Gartenfreunde, öfter mal harken statt vertikutieren.
Oft mähen – das macht den Rasen schön dicht
Und öfter mal mähen. „Je häufiger ein Rasen gemäht wird, desto mehr Seitentriebe bildet er, desto dichter wird er“, rät Schüchen. Wie oft am besten? „Die Grüns von Golfplätzen werden täglich gemäht, im Garten und auf Fußballplätzen je nach Bedarf ein- bis dreimal die Woche.“

Foto: Jürgen Poersch

Foto: Jürgen Poersch
Öko-Pflanzenstärkungsmittel statt Pestizide
Was kann man sonst tun, um das Wachstum zu beflügeln? „Es gibt natürlich chemische Produkte, aber es gibt auch ökologische Pflanzenstärkungsmittel“, sagt Schüchen. Damit ist er bei seinem Unternehmen. Das setzt in Zeiten, da der Einsatz von Pestiziden wie Glyphosat immer fragwürdiger wird, auf natürliche Mittel wie ComCat und Lucky Plant. Sie werden aus Pflanzenextrakten gewonnen, sind unschädlich für die Umwelt, machen Pflanzen stressresistenter. Prof. Dr. Thomas Hüster hat die Mittel in jahrzehntelanger Forschungsarbeit entwickelt. Dabei hat er mit Wissenschaftlern in aller Welt zusammengearbeitet.
Mittlerweile werden ComCat und Lucky Plant international eingesetzt – in den USA, China, Südafrika, Vietnam, Südamerika und anderswo. Viele haben verstanden, dass die Zeit für neue Wege in der Landwirtschaft gekommen ist. Schüchen erklärt: „ComCat haben wir für den professionellen Einsatz in der Landwirtschaft, im Obst- und Gemüseanbau sowie auf Rasenflächen entwickelt, Lucky Plant für Pflanzen, Obst, Gemüse und Rasen in Haus und Garten, Baumschulen und Gärtnereien.”

Foto: Lucky Plant
Mit ComCat gedeiht der Rasen beim HSV und bei Werder
Das Naturprodukt ComCat sorgt u. a. dafür, dass der Rasen in den Stadien des Bundesligisten Werder Bremen und des Zweitligisten Hamburger SV gedeiht. „Bei Werder wird ComCat seit anderthalb Jahren der Beregnungsanlage zugesetzt, 100 Gramm für einen Hektar. Die Bremer sind da am weitesten mit der Technik“, weiß Schüchen.
Das Naturprodukt Lucky Plant gibt es in manchen Fachgeschäften und im Online-Shop unter www.lucky-plant.de. Da erfährt man auch Näheres über Produkte, Anwendung und Dosierung. Weitere Infos werktags unter Telefon (05161) 4 81 22 73.

Foto: Lucky Plant
Beim LSK ist man froh, die Rasen-Docs Johannes Schüchen und Prof. Dr. Thomas Hüster im Team zu haben – auch schon mit Blick auf das neue Stadion, dessen Planungen im Hintergrund auf Hochtouren laufen.