Transfercoup: LSK holt den ehemaligen Schalker und Bochumer Osmani!

Foto: Jürgen Poersch
Eigentlich war der LSK-Kader für die kommende Saison nach der Verpflichtung des Kreisklassen-Spielers Hussein Sharba (wir berichteten) mit 22 Spielern komplett – nur ein Torwart fehlt noch. „Doch es kann immer mal Überraschungen geben”, sagte LSK-Präsident Sebastian Becker vorige Woche. Hier ist die erste Überraschung: Am Samstag hat Mittelfeldspieler Bajrush Osmani, der für Schalke 04, VfL Bochum und Preußen Münster spielte, einen Zweijahres-Vertrag beim LSK unterschrieben.
Zobel: „Bajrush hat mir sehr gut gefallen“

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Der 18-jährige Osmani ist ein hochinteressanter Spieler. Er hatte sich wie 19 andere Akteure im Probetraining vorgestellt und im offensiven Mittelfeld einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. „Bajrush hat mir und Cheftrainer Qendrim Xhafolli sehr gut gefallen“, sagt LSK-Teamchef Rainer Zobel, „er ist wendig, ausgesprochen dribbelstark, hat ein gutes Spielverständnis.“
Was nicht so gut gefiel und Zobel anfangs zögern ließ: „Er hat zu viel für sich allein gespielt. Deshalb habe ich zunächst mit einer Verpflichtung gezögert.“ Doch Xhafolli zerstreute die Bedenken: „Rainer, das kriegst Du doch hin!“ Zobel schmunzelt: „Ich soll es also richten. Naja, bei Jonas Seidel, Can Düzel und vor allem Utku Sen haben wir es ja auch hinbekommen.“
Von Schalke über Bochum und Münster nach Lüneburg
Neuzugang Osmani hat eine schillernde Vergangenheit. Seine Familie stammt aus dem Kosovo, Vater Avni kam vor 33 Jahren ins Ruhrgebiet. Sohn Bajrush wurde in Deutschland geboren, besitzt beide Staatsbürgerschaften. Bis 2014 spielte er in der Talentschmiede des Hombrucher SV, einem Dortmunder Stadtteil-Verein.
Dann holte ihn Schalke 04. Zwei Jahre kickte er in der Jugend der Knappen. „Das war eine tolle Zeit. Es ging dort sehr professionell zu, ich habe viel gelernt“, schwärmt Bajrush. 2016 wollte ihn der VfL Bochum unbedingt haben, er wechselte. Bei einem internationalen Fußballcup, an dem u. a. der FC Barcelona teilnahm, fiel Osmani den Scouts vom FC Basel auf. Sie unterbreiteten ihm ein lukratives Angebot, doch es scheiterte letztlich an den strengen Schweizer Aufenthaltsbestimmungen. „Da ich damals mit 16 Jahren noch zu jung war, hätte ein Elternteil mit mir nach Basel ziehen und dort einen Arbeitsplatz nachweisen müssen.“ Das klappte nicht, Bajrush wechselte 2017 zurück zum Hombrucher SV.
Ab 2018 lief er bei Preußen Münster auf, zuletzt in der Bundesliga-U19. Der 1,71 Meter große Supertechniker war auch schon international unterwegs, spielte ab der U15 in den Junioren-Nationalmannschaften des Kosovo, war sogar Mannschaftskapitän.
Wiedersehen mit Nationalelf-Kollege Guri Hana

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Aus dieser Zeit kennt er Abwehrspieler Guri Hana (18), der am Jahresbeginn zum LSK gekommen ist. „Wir haben zusammen in der Nationalmannschaft gespielt. Guri ist ein Supertyp. Er hat sich in den vergangenen Tagen ständig per SMS bei mir erkundigt, ob es mit dem Wechsel klappt. Er freut sich genauso wie ich, dass wir hier jetzt wieder zusammenspielen können.” Guri Hana hatte den Neuen beim Probetraining auch gleich unter seine Fittiche genommen, so fällt die Eingewöhnung leichter. Damit wächst die südosteuropäische Fraktion beim LSK auf drei, denn auch Cheftrainer Xhafolli stammt aus dem Kosovo.

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Vorigen Samstag reiste Bajrush (gesprochen: Beirusch, mit rollendem R) samt Familie aus Dortmund zur Unterschrift in Lüneburg an. Vater Avni, Mutter Valjeta, der jüngere Bruder Veron und Schwester Elinda, eine Studentin der Medizinischen Informatik, waren dabei. „Wir wollten eigentlich zu dieser Zeit wie jedes Jahr Urlaub im Kosovo machen, aber das lassen wir diesmal wegen Corona ausfallen“, sagt Avni Osmani. Stattdessen ging’s im Auto auf Familien-Fußballreise nach Lüneburg, später weiter nach Uelzen zum Kosovo-Kaffee-Klatsch bei Qendrim Xhafolli und anschließend zum Sightseeing nach Hamburg.
Zur Vertragsunterzeichnung am Mittag hatte LSK-Schatzmeister Henning Constien die Osmanis zum Essen im Biergarten der „Krone“ eingeladen. Bei Lachs-Spinat-Nudeln, Rindsgulasch und Pannfisch kam man sich schnell näher. Erster Eindruck: eine rundum sympathische Familie.

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Die Osmanis wohnen im beschaulichen Dortmunder Stadtteil Hombruch. Hinter dem großen Haus der Familie hat der Vater einen kleinen Fußballplatz mit zwei Toren für die Söhne errichtet. Der Zoo, die Technische Universität, die Westfalenhalle und das BVB-Stadion, alles ganz in der Nähe. „Ich habe schon lange eine Dauerkarte beim BVB, gleich in der ersten Reihe an der Trainerbank“, erzählt Avni Osmani. Die Dortmunder Bundesliga-Stars waren häufig zu Gast in den fünf Restaurants, die er betrieb. Jetzt ist er im Ruhestand, kann sich ganz dem Fußball und der Familie widmen.
Die Nummer 77 im Andenken an den Opa
Apropos Familie: Bajrush hat angefragt, ob er die Rückennummer 77 beim LSK haben darf. „Kein Problem, warum?“, wollte Henning Constien wissen. „Mein Opa Halil Lika war Spieler und Trainer in der ersten jugoslawischen Liga. Er hat immer die Nummer 7 getragen und er ist mit 77 Jahren gestorben“, sagt Bajrush, „im Andenken an ihn möchte ich die 77 tragen.“
Bemerkenswerte Geste eines 18-Jährigen. Auch sonst ist Bajrush ein ausgesprochen netter, offener und intelligenter junger Mann. Gerade hat er sein Fach-Abitur mit Schwerpunkt Sport und Gesundheit bestanden. Und danach? „Ich habe mich für ein Fernstudium im Bereich Sportmanagement beworben.“

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„Erst die Schule, dann der Fußball“
Vater Osmani, ein ehemaliger jugoslawischer Erstligaspieler, ist genauso fußballverrückt wie seine Söhne, aber eines ist für ihn ganz klar: „Erst kommt die Schule, dann der Fußball! Es ist völlig falsch, allein auf die Karte Fußball zu setzen.” Deshalb haben die Eltern auch gerade ein Angebot von Schalke 04 abgelehnt, den ebenfalls hochtalentierten Sohn Veron (14) zu verpflichten. „Das ist noch zu früh, darunter würde die Schule leiden. Veron soll noch ein Jahr in Hombruch in der Regionalliga spielen“, plant Avni Osmani mit einer Weitsicht, die man allen Fußball-Eltern wünscht.
Damit passt Neuzugang Bajrush Osmani in das Anforderungsprofil von LSK-Teamchef Rainer Zobel, der sagt: „Wir möchten beim LSK Spieler haben, die neben dem Fußball studieren, eine Ausbildung absolvieren oder einen Beruf ausüben.“
„Mit denen möchte ich zusammenspielen“
Der Fußball spielt natürlich weiter eine zentrale Rolle für Bajrush: „Ich habe den Traum, eines Tages als Profi zu spielen.“ Warum wechselt er dann trotz Anfragen der Drittligisten KFC Uerdingen und SV Meppen in die Regionalliga zum LSK? „Schon am ersten Tag des Probetrainings habe ich gemerkt, dass mir die Mannschaft richtig gut gefällt. Ich bin von den LSK-Spielern sehr freundlich aufgenommen worden. So etwas ist wichtig für mich. Am ersten Abend habe ich zu meinem Vater gesagt: Ich glaube, das ist mein Team, mit denen möchte ich zusammenspielen. Nach drei Tagen hatte ich das Gefühl, dass ich schon drei Monate dabei bin.“
Vater Osmani stimmt zu: „Ich habe ja bei jedem Training zugeschaut. Was ich da beim LSK gesehen habe, hat mir gefallen. Außerdem muss Bajrush unbedingt Spielpraxis haben. Das wäre in Uerdingen und Meppen ungewiss. Er war in der vergangenen Saison mehrere Monate verletzt und muss wieder in alte Bestform kommen.“ Dafür trainiert Bajrush schon jetzt in der Sommerpause jeden Tag: „Ich laufe, fahre mit dem Rad und gehe ins Fitnessstudio.“
Zaubern bitte nur im Dribbel-Drittel
Was erwartet der ehemalige FC-Bayern-Profi Rainer Zobel vom vielversprechenden Talent Bajrush Osmani? „Er muss seine Stärken wie das Dribbling da ausspielen, wo es sinnvoll ist, also im letzten Drittel des Feldes. Es ist im Fußball entscheidend, zu verstehen, wo man was machen kann. Wir werden Bajrush weiterentwickeln. Er muss nur gut zuhören.“ Das wird er tun, da ist sein Berater-Vater sicher: „Bajrush ist ein absoluter Teamplayer, auf dem Platz und außerhalb des Platzes.”
Nach den starken Eindrücken beim Probetraining dürfen sich die Fans auf einen ganz besonderen Spieler freuen, der das Zeug hat zu ebenso spielentscheidenden wie spektakulären Aktionen.
Lieber Bajrush, herzlich willkommen in der LSK-Familie!