Schnecke elektrisiert den LSK noch immer

Foto: Jürgen Poersch
„Das hier ist für mich Herzenssache. Mit 15 Jahren bin ich zum LSK gekommen und heute mit 58 Jahren helfe ich mit, dass mein Verein wieder eine Heimat bekommt“, sagt Karsten Wagner, den alle „Schnecke“ nennen. Der legendäre Torjäger aus großen LSK-Zeiten gehört zu den Handwerkern, die derzeit mit Volldampf das neue Geschäfts- und Vereinsgebäude im Trainingszentrum Goseburg bauen. Wir haben Schnecke auf der Baustelle besucht.
„Das hier ist für mich Herzenssache“
Fast 30 Grad im Schatten, die Sonne brennt. Karsten Wagner kniet im Sand, der Schweiß fließt in Strömen von der Stirn. „Wir müssen heute mit der Erdung fertig werden, morgen kommt die erste Betonschicht“, weiß der Mitarbeiter von Firma Bockelmann. Zusammen mit seinem Kollegen Eike Twesten (dem Bassmann von Lüneburgs Topband Neugierig) legt er die Eisen in die Erde.
Zeit für ein kurzes Schwätzchen über alte Fußball-Zeiten muss aber sein. Wie viele Tore hat er für den LSK geschossen? „Es waren wohl an die 1000“, schätzt Schnecke. Wie kommt er auf diese gewaltige Zahl? „Naja, wir haben mal 16:0 gewonnen, da hab’ ich 15 Dinger gemacht, bei einem 8:0 habe ich alle acht Tore geschossen, einmal hat mich Trainer Jochen Albers nach elf Toren gegen Barskamp rausgenommen, damit es nicht zu doll wird.“ Karsten Wagner kann unzählige von diesen Geschichten erzählen. Da blüht er richtig auf. Der Mann ist ein wandelndes Fußball-Lexikon. Alle Spiele, alle Tore – Schnecke hat sie im Kopf.
Als der Mäzen den Trainer zu seinem Glück zwang

Foto: Archiv Rölcke
Unvergessen sind seine drei Treffer gegen Neumünster, als er bei 1:3 eingewechselt wurde und den LSK zum Sieg und vier Tage später mit seinem 1:0 in Bergedorf in die dritte Liga schoss. Erst 17 Jahre war er alt. „Ich hatte damals in der A-Jugend-Oberliga 52 Saisontore geschossen. Aber LSK-Trainer Horst Rickmann wollte mich gar nicht in der Ersten haben. Er wollte lieber unseren Rechtsaußen Rainer Gerhus, der war auch stark mit seinem knallharten Schuss. Doch dann hat mein damaliger Chef und LSK-Mäzen Günter Friedrich ein Machtwort gesprochen: ,Horst, Du nimmst den Karsten!'” Rickmann gab nach. Nicht seine schlechteste Entscheidung. Der junge Wagner ballerte ihn zum größten Erfolg seiner Trainerkarriere.

Foto: Archiv Rölcke
Ein Jahrzehnt schoss Schnecke (so genannt wegen seines gedrosselten Lauftempos) danach Tor auf Tor für den LSK und wurde zum größten Stürmer, den Wilschenbruch je sah. Spät, mit 27 Jahren, wollte er den Sprung in den Profifußball zu Eintracht Braunschweig wagen. „Doch drei Spieltage vor Schluss habe ich mich gegen Altona 93 schwer am Knie verletzt. Ich habe den Profivertrag trotzdem unterschrieben. Aber es ging nicht mehr.“ Karsten Wagner musste seine große Karriere beenden.
So könnte er immer weiter erzählen – und man könnte ihm noch stundenlang zuhören, so packend kann er erzählen. Doch die Arbeit ruft. Das neue Vereinsheim soll pünktlich fertig werden. Früher hat Schnecke die LSK-Fans mit seinen Toren elektrisiert, heute elektrifiziert er seinen Verein. „Das ist doch super, oder?“, ruft er zum Abschied fröhlich.

Foto: Jürgen Poersch

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