Glückwunsch! Der LSK gratuliert dem jungen Hussein Sharba (3. v. r.) zu seinem ersten Regionalliga-Tor, das den einen Punkt einbrachte.
Foto: Jürgen Poersch

Es ist eine dieser Geschichten, die nur der Fußball schreibt: Hussein Sharba, im Sommer vom Kreisklassen-Klub Lüneburger SV gekommen, hat dem Regionalligisten Lüneburger SK heute im Heimspiel gegen FC Eintracht Norderstedt einen Punkt gerettet. Nach seiner Einwechslung traf er zum 1:1-Endstand. Die 423 Zuschauer, die trotz der berufsunfreundlichen Anstoßzeit um 16.30 Uhr gekommen waren, gingen zufrieden nach Hause. Sie hatten ein spannendes Spiel gesehen.

Es begann wie am vorigen Sonntag mit einer Hiobsbotschaft: Tomek Pauer, der schon beim 0:4 gegen Teutonia schmerzlich vermisst wurde, war wegen einer starken Erkältung auch heute nicht einsatzbereit. LSK-Teamchef Rainer Zobel und Cheftrainer Qendrim Xhafolli reagierten mit zwei überraschenden Ideen: Der lange verletzte Alexander Gerlach, zuletzt im Sturm eingesetzt, spielte linker Verteidiger (und machte das gut). Defensivspieler Michel Oelkers lief als offensiver „Zehner“ auf.

Zwei Riesenchancen in den ersten beiden Minuten

Nico Hübners Möglichkeit zur Führung in der 2. Minute.
Foto: Jürgen Poersch

Der LSK begann furios, als wolle er die Pleite bei Teutonia im Sturmlauf wiedergutmachen. Schon nach einer halben Minute hatte Solo-Spitze Malte Meyer die Riesenchance zur Führung auf dem Fuß. Er brach in den Strafraum ein, stand allein vor Torwart Lars Huxsohl. doch der Norderstedter Schlussmann parierte. In der 2. Minute die nächste hochkarätige Gelegenheit: Nico Hübner lief mit dem Ball auf Huxsohl zu, ließ sich aber zu weit nach außen abdrängen. Die LSK-Fans tobten – und rauften sich die Haare.

„Noch einer da, der meckern will?“

Dann allerdings übernahm Norderstedt immer mehr das Kommando. Mit gepflegtem Aufbauspiel bekam das Team von Trainerfuchs Jens Martens die Partie in den Griff. Der LSK rannte viel hinterher, spielte zu viele Fehlpässe, wusste sich meist nur mit langen Bällen zu helfen. Mittelstürmer Malte Meyer bekam vorne außer Raketen in Kopfhöhe mal wieder wenig Verwertbares, dafür prasselte ein Hagel von Anweisungen und Kritik auf ihn nieder. Irgendwann fragte der Dauerkämpfer (zurecht) genervt: „Noch einer da, der mit mir meckern will?“

Malte Meyer (l.) rackerte wie gewohnt, hatte in Evans Nyarko (Nr. 13) aber einen unerbittlichen Gegenspieler. Trotzdem bereitete Meyer das 1:1 klasse vor.
Foto: Jürgen Poersch

Es lief also wenig zusammen beim LSK. Dazu passte, dass ausgrechnet der sonst so zuverlässige Marian Kunze sich ein Foul im 16er leistete. Elfmeter in der 18. Minute. Der starke Innenverteidiger Evans Nyarko schickte Torwart Roman Birjukov in die falsche Ecke, verwandelte sicher zum 0:1 für Norderstedt.

0:1. Der Elfer von Evans Nyarko (verdeckt) sitzt. LSK-Keeper Birjukov ist machtlos.
Foto: Jürgen Poersch

Die Gäste blieben am Drücker. In der 35. und 42. Minute verhinderte Birjukov einen höheren Rückstand des LSK, dem in dieser ersten Halbzeit wenig gelang.

Roman Birjukov war hinten der Garant für das Remis. Er trug diesmal nach seinem Missgeschick gegen den FC St. Pauli eine Mütze gegen die tiefstehende Sonne.
Foto: Jürgen Poersch

Nach der Pause wechselte der LSK: Abdul Gafar kam für Michel Oelkers, der endlich genesene Philipp Wölfing ersetzte Mittelfeldspieler Daniel Hefele. Damit gaben Zobel und Xhafolli ihren beiden 19-jährigen Mittelfeldspielern die angekündigte und dringend benötigte Erholungspause.

Abdul Gafar (l.) und Philipp Wölfing kamen zur Pause, halfen beim Umschwung.
Foto: Jürgen Poersch

Die Einwechslungen fruchteten. Zwar musste Roman Birjukov in der 46. Minute noch einmal bei einem Schuss aus fünf Metern retten, aber dann kam der LSK besser ins Spiel. Der schnelle und elegante Abdul Gafar sorgte mit seinem Einsatz und seinen Sololäufen für Stimmung auf den Rängen und im eigenen Team. Wölfing, eigentlich Innenverteidiger, spielte im defensiven Mittelfeld neben dem erneut starken Alessandro Otte eine grundsolide Partie. Norderstedt blieb zwar spielbestimmend, biss sich aber immer wieder die Zähne an der sattelfesten Innenverteidigung mit Lukas Pägelow und dem überragenden Bastian Stech aus.

In Topform: Bastian Stech bot eine hervorragende Leistung in der Innenverteidigung.
Foto: Jürgen Poersch

In der 63. Minute der nächste Wechsel: Hussein Sharba kam für Marco Schuhmann. „Spiel frech!“, rief Zobel ihm noch hinterher. Das ließ sich der 20-jährge Toptechniker nicht zweimal sagen. Malte Meyer erkämpfte den Ball in der 71. Minute am gegnerischen 16er und zeigte, dass er nicht nur der beste LSK-Torschütze, sondern auch ein hervorragender Tor-Vorbereiter ist: Er spielte einen Zuckerpass auf Sharba, der allein auf Torwart Huxsohl zumarschierte und cool ins lange Eck einschob: 1:1! Ganz schön frech für einen, der vor ein paar Wochen noch in der 1. Kreisklasse auflief.

Gelb-Rot für Kobert und Pägelow

Einer, der mal für den LSK auflief, kam in der 79. Minute bei Norderstedt: Torjäger Michael Kobert, der zuletzt wegen Verletzung gefehlt hatte. Doch es wurde ein kurzes, aber heftiges Gastspiel. Nach zwei rüden Attacken sah Kobert in der 86. Minute Gelb-Rot.

Gelb-Rot! Michael Kobert (Mitte) muss nach einem harten Foul an Lukas Pägelow (links am Boden) den Platz verlassen.
Foto: Jürgen Poersch

In der 88. Minute fast der Siegtreffer für den LSK. Nach einem Fehler in der Norderstedter Abwehr hätte Abdul Gafar um ein Haar getroffen, doch er kam einen halben Schritt zu spät.

Das war’s immer noch nicht. In der 92. Minute sah auch LSK-Kapitän Lukas Pägelow nach Foulspiel Gelb-Rot, wird am Samstag in Heide fehlen.

Lukas Pägelow versteht die Welt nicht mehr. auch er sieht nach Foulspiel die gelb-rote Karte vom guten Schiedsrichter Marius Schlüwe.
Foto: Jürgen Poersch

Und es hätte dem LSK gerade noch gefehlt, wenn er in der 93. Minute den einen Punkt verloren hätte. Zum Glück klatschte ein 20-Meter-Freistoß des starken Philipp Koch an den Pfosten. Puh! Deshalb kann der LSK mit diesem Unentschieden gut leben. Er hat sich den Tabellensechsten Norderstedt vom Leibe gehalten und bleibt auf Meisterrunden-Platz 5 – wer hätte das vor der Saison erwartet!?

So spielte der LSK: Birjukov – Kunze, Pägelow, Stech, Gerlach – Hefele (46. Wölfing), Otte – Hübner, Oelkers (46. Gafar), Schuhmann (63. Sharba) – Meyer

Hier kommen weitere Fotos:

Die Norderstedter betreten das Jahnstadion …
Foto: Jürgen Poersch
… und hier kommt der LSK!
Foto: Jürgen Poersch
Die Fans verhielten sich wieder vorbildlich, hielten Abstand, brachten Stühle mit und trugen beim Gehen Masken.
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Marian Kunze (r.) beschränkte sich diesmal rechts in der Viererkette weitgehend auf seine defensiven Aufgaben.
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Nico Hübner (r.) im Laufduell mit dem überzeugenden Norderstedter Juri Marxen.
Foto: Jürgen Poersch
Alessandro Otte (r.) war der Turm im defensiven Mittelfeld des LSK. Zweikampfstark am Boden und in der Luft, sicher im Stellungs- und Aufbauspiel.
Foto: Jürgen Poersch
Lukas Pägelow (Mitte) lieferte sich verbissene Zweikämpfe mit Norderstedts Sturm-Ikone Jan Lüneburg.
Foto: Jürgen Poersch
Alessandro Otte (3. v. l.) klärt einmal mehr vor dem eigenen Tor.
Foto: Jürgen Poersch
Malte Meyer (Mitte) und Abdul Gafar (r.) im Kopfballduell mit Norderstedts Regisseur Philipp Koch.
Foto: Jürgen Poersch

LSK Samstag in Heide, Mittwoch im Pokal gegen Oldenburg

Weiter geht es für den LSK schon am kommenden Samstag um 14 Uhr mit der Auswärtspartie beim schleswig-holsteinischen Vertreter Heider SV.

Das Pokalspiel gegen den VfB Oldenburg steigt am Mittwoch, 14. Oktober, um 18.30 Uhr auf dem B-Platz des Neetzer Jahnstadions, der im Gegensatz zum A-Platz über Flutlicht verfügt. Zu diesem Spiel lässt der LSK wegen der Corona-Bestimmungen nur 250 Zuschauer ein. Details über den Kartenverkauf folgen.