LSK-Präsident Sebastian Becker (r.) freut sich über Neuzugang Erjanik Ghubasaryan.
Foto: Jürgen Poersch

Regionalligist Lüneburger SK hat noch einmal auf dem Transfermarkt zugeschlagen: Vom Hamburger SV kommt Defensivspieler Erjanik Ghubasaryan. Der 19-Jährige war Stammspieler in der U19-Bundesliga-Mannschaft des HSV und ist aktuell armenischer U21-Nationalspieler.

Wie kommt es zum Wechsel vom HSV zum LSK? „Nach der U19 hat mir der HSV Anfang August mitgeteilt, dass ich keinen Vertrag für die U23 bekomme. Daraufhin habe ich Kontakt mit LSK-Cheftrainer Qendrim Xhafolli aufgenommen. Wir kennen uns, seit er mich als Co-Trainer bei der U14 des FC St. Pauli trainiert hat“, erzählt Erjanik Ghubasaryan, den alle Eji (sprich: Edschi) nennen. Wieder einmal hat Cheftrainer Xhafolli mit seinen guten Kontakten einen Transfer eingefädelt.

Eji ist schon spielberechtigt

Da der Neuzugang zuletzt als vereinslos gemeldet war, darf er auch nach Ende der Transferfrist (5. Oktober) zum LSK wechseln. „Erjanik ist ab sofort spielberechtigt, das hat beim NFV alles reibungslos geklappt“, meldet LSK-Ligaobmann Thomas Wiebe.

Ejis Eltern stammen aus der ehemaligen Sowjet-Republik Armenien, die sich derzeit einen blutigen Krieg um die Region Bergkarabach mit dem Nachbarn Aserbaidschan liefert. Er selbst ist in Hamburg geboren und muss deshalb keine Angst haben, dass er zum Militärdienst in Armenien eingezogen wird.

Eji verbrachte seine Fußballjugend bei Vorwärts Wacker Billstedt. Im Jahr 2015 wechselte er zum FC St. Pauli, war damals in der U14 und U15 deutscher Junioren-Nationalspieler. Das weckte das Interesse des VfL Wolfsburg und HSV. „Ich habe mich 2016 für den HSV entschieden”, erzählt Eji, der seit vielen Jahren von seinem Verwandten Sos Airapepian beraten wird. Er spielte in der U17 und U19, war in der Junioren-Bundesliga Stammkraft im defensiven Mittelfeld. „Wenn ich gesund war, habe ich immer gespielt“, sagt er.

Aus beim HSV – „Das ist für mich kein Weltuntergang“

Umso größer war die Überraschung, als das Aus beim HSV kam. „Ich war schon enttäuscht, aber das ist für mich kein Weltuntergang”, sagt der 19-Jährige. Beim LSK will er einen neuen Anlauf nehmen. „Es gefällt mir gut hier. Die Atmosphäre ist sehr familiär, die Spieler haben ein gutes Verhältnis untereinander, ich wurde herzlich aufgenommen“, sagt er und bestätigt das, was schon andere Neuzugänge vor ihm empfunden haben.

„Eji“ Ghubarsaryan bei der Vertragsunterschrift mit LSK-Präsident Sebastian Becker in dessen Anwaltskanzlei.
Foto: Jürgen Poersch

Eji hat gerade sein Abitur bestanden. Und nun? „Ich möchte ein Online-Studium im Bereich Sport beginnen“, sagt er. Da findet er einige Kommilitonen derselben Fakultät im LSK-Team. Der 19-Jährige wird zunächst bei seinen Eltern in Hamburg-Billstedt wohnen bleiben und mit dem Auto nach Lüneburg und Neetze pendeln.

Ins Training konnte Eji erst am vorigen Montag so richtig einsteigen. „Ich hatte eine Schambeinverletzung, konnte nur laufen, aber jetzt bin ich wieder gesund.“ Wegen dieser Verletzung verpasst er auch das U21-EM-Qualifikationsspiel Armenien gegen Schweden, das wegen des Bergkarabach-Krieges in der kommenden Woche auf neutralem Boden in Polen ausgetragen wird.

„Das ist ein geiles Team“

Der LSK-Neuzugang weiß, dass er viel Konkurrenz im 26er-Kader der Lüneburger hat. Auch er gehört zu den vielen jungen Leuten, die sich erst an die raue Regionalliga-Luft gewöhnen müssen. Aber er sieht sich gut gerüstet: „Meine Stärken liegen sicher in der Defensive, obwohl ich in der Jugend zuerst auf der Zehn gespielt und eine Menge Tore gemacht habe. Dann wurde ich auf Sechser umgeschult. Beim HSV habe ich gelernt, das Spiel aus der Defensive aufzubauen.“

Erjanik Ghubasaryan weiß wohl, dass der LSK derzeit einen etwas anderen Stil pflegt: „Sie spielen effektiven Konterfußball“, hat er zuletzt bei den Regionalliga-Begegnungen beobachtet. Und er findet: „Das ist ein geiles Team, dessen Stärke der Zusammenhalt ist.“

„Eji hat einen guten Eindruck im Training hinterlassen“, sagt LSK-Teamchef Rainer Zobel über den Neuzugang. Er hatte sich zuletzt für weitere Verstärkungen eingesetzt.

Rückkehr von Eli ist finanziell nicht machbar

Eliezer Correia Cà würde gern zum LSK zurückkehren, doch ein Wechsel scheitert an seinen finanziellen Vorstellungen.
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Es ist kein Geheimnis, dass Zobel gerne Eliezer Correia Cà zurückgeholt hätte. Der Innenverteidiger hatte zuletzt eine überragende Saison beim LSK hingelegt, wollte im Sommer in den Profibereich. Doch nach einem Probetraining beim Drittligisten MSV Duisburg bekam der 24-Jährige eine Absage von Trainer Torsten Lieberknecht. Nun ist „Eli“ vereinslos und würde gerne zum LSK zurückkehren (was auch nach Ende der Wechselfrist noch möglich ist). Doch der Vorstand konnte diesem Transferwunsch der Trainer aus finanziellen Gründen nicht entsprechen.

Um es klar zu sagen: Die Gehaltsvorstellungen von Correia Cà sind andernorts in der Regionalliga wohl erfüllbar, für den LSK Hansa aber eindeutig zu hoch. Und finanzielle Abenteuer sind mit dem seriösen Vorstand mit Präsident Sebastian Becker, Vizepräsident Alexander Diercks, Jugendvorstand Martin Wilke und Schatzmeister Henning Constien – ein Rechtsanwalt und drei Unternehmer – nicht zu machen.

Diercks, Bauherr des neuen Gebäudes im LSK-Trainingszentrum Goseburg, hat dazu einen eigenen Standpunkt: „Der LSK sollte lieber in seine Infrastruktur investieren statt in immer neue Spieler.“

Zobel: „Nichts wäre teurer als ein Abstieg“

Rainer Zobel schaut sich stets nach Verstärkungen um, doch sie müssen für den LSK bezahlbar sein.
Foto: Jürgen Poersch

Teamchef Zobel möchte dazu nichts sagen, nur so viel: „Wir Trainer müssen mit den finanziellen Rahmenbedingungen beim LSK klarkommen, das ist uns auch in der Vergangenheit gelungen.“ Er warnt aber: „Nichts wäre teurer als ein Abstieg. Man darf sich von den elf Punkten, die wir bisher geholt haben, nicht blenden lassen. Es wäre ideal, wenn wir unter die ersten Fünf kämen, in die Meisterrunde einziehen und so schon frühzeitig den Klassenerhalt schaffen würden. Dann hätten wir ein halbes Jahr Zeit, uns in Ruhe um Neuzugänge für die kommende Saison zu kümmern.“

Auf diesem 5. Platz steht der LSK jetzt. Am kommenden Samstag (14 Uhr) gilt es, den Platz an der Sonne beim Heider SV zu verteidigen, beim punktlosen Schlusslicht. Hört sich einfach an, aber gerade solche Spiele sind tückisch. Das hat sich in der Vorsaison gezeigt, als der LSK nach einer rauschenden Siegesserie daheim gegen Heide vor über 1000 Zuschauern nicht über ein 1:1 hinauskam. Morgen könnte Neuzugang Eji Ghubasaryan schon mithelfen, es besser zu machen.

Lieber Eji, herzlich willkommen in der LSK-Familie!