Corona-Faust drauf: LSK-Schatzmeister Henning Constien (l.) und LSK-Cheftrainer Qendrim Xhafolli gestern Abend nach der Vertragsunterzeichnung.
Foto: LSK

Es waren zähe Verhandlungen, aber jetzt kann der Lüneburger SK Hansa Vollzug melden: Cheftrainer Qendrim Xhafolli hat seinen zum Saisonende auslaufenden Vertrag beim Regionalligisten um zwei Jahre bis zum 30. Juni 2023 verlängert.

„Ja, es hat sehr lange gedauert, bis wir uns einig geworden sind“, sagt LSK-Schatzmeister Henning Constien, der die Verhandlungen mit Xhafolli führte. Woran lag es? „Qendrim hatte auch Angebote von anderen Vereinen“, sagt Constien, „aber darüber hat er uns stets informiert, da hat er sich fair und loyal verhalten, das ist sehr gut gelaufen. Ich freue mich, dass sich Qendrim trotz anderer reizvoller Offerten weiter für den LSK entschieden hat.“

Constien: „Wir hatten einen Plan B“

Da die Verhandlungspartie lange auf der Kippe stand, musste der LSK-Vorstand auch einen Plan B in der Tasche haben. „Den hatten wir. Es gab zwei andere Kandidaten“, sagt Constien, ohne Namen zu nennen, „über diesen Plan B haben wir unsere Trainer auch informiert.“ Transparenz auf beiden Seiten also – mit einem guten Ergebnis.

Das sieht auch Qendrim Xhafolli so: „Ich bin sehr glücklich und freue mich auf zwei weitere Jahre beim LSK. Auf diesem Weg bedanke ich mich auch beim Vorstand für das Vertrauen. Jetzt hoffe ich, dass wir zur neuen Saison wieder auf den Platz dürfen“, sagt der 33-Jährige in einer offiziellen Stellungnahme. Das wollten wir aber doch noch etwas genauer wissen und haben heute Morgen bei Qendrim nachgefragt.

„Ich hatte zwei sehr interessante Angebote“

Moin, Qendrim, warum hat es denn so lange gedauert, bis Du und der LSK einig geworden sind?

Xhafolli: „Naja, ich hatte zwei sehr interessante Angebote und musste lange überlegen, wie es bei mir weitergeht.“

Kannst Du uns verraten, welche Vereine bei Dir angeklopft haben?

Xhafolli: „Namen möchte ich nicht nennen, aber es war ein Verein aus der Regionalliga und eine Anfrage aus dem höherklassigen Jugendfußball.“

Warum hast Du Dich letztlich doch für den LSK entschieden, obwohl der Verein finanziell nicht auf Rosen gebettet ist und kein eigenes Stadion hat?

Xhafolli: „Die Gespräche mit LSK-Präsident Sebastian Becker und Schatzmeister Henning Constien waren sehr gut. Rainer Zobel hat sich auch stark für meine Vertragsverlängerung eingesetzt. Das waren wichtige Faktoren. Außerdem kann ich in diesem Verein mitgestalten und Einfluss nehmen. Meine Arbeit wird wertgeschätzt, ich spüre Vertrauen und kann mich gut entwickeln. Beim LSK muss man als junger Trainer nicht ständig befürchten, beim ersten Fehler gleich unter Druck zu geraten.“

Unzertrennliches Gespann: Trainer Rainer Zobel (l.) und Cheftrainer Qendrim Xhafolli.
Foto: HEIMSPIEL.media / Stefan Großmann

Du hast erwähnt, dass LSK-Teamchef Rainer Zobel sich für Dich stark gemacht hat. Ihr geltet als perfektes Duo. Kommt es Dir auch entgegen, dass Du Dich in seinem Schatten gut entwickeln kannst?

Xhafolli: „Ja, auf jeden Fall! Rainer übernimmt ja meist den Part Öffentlichkeitsarbeit, gibt die Interviews, tritt bei Pressekonferenzen auf. Das macht er mit seiner Erfahrung hervorragend. Ich habe mich da bisher eher zurückgehalten.“

Aber Rainer Zobel ist mittlerweile 72 Jahre alt, irgendwann wird es das Trainerduo Zobel/Xhafolli nicht mehr geben, Du wirst sicher mal alleiniger Cheftrainer sein wollen, oder?

Xhafolli: „Natürlich. Dazu gehört dann auch, dass ich mich häufiger öffentlich äußere. Darüber haben wir gesprochen. Wir werden uns künftig bei Pressekonferenzen und Interviews abwechseln. Ich kann in diesem Bereich noch viel von Rainer lernen.“

Apropos lernen: Es ist bekannt, dass Du gerne die DFB-Fußballlehrer-Lizenz erwerben möchtest. Wie weit bist Du da?

Xhafolli: „Die formalen Voraussetzungen erfülle ich mittlerweile alle. Ich habe den A-Schein, bin lange genug Cheftrainer im höherklassigen Fußball. Der Lehrgang 2021 fällt leider wegen Corona aus. Aber im Herbst werde ich mich für den Lehrgang 2022 bewerben.“

Qendrim Xhafolli hat für zwei weitere Jahre beim LSK unterschrieben. Er ist seit 2017 beim Verein, erst als Co-Trainer, seit 2019 als Cheftrainer. Im kommenden Jahr möchte der A-Schein-Inhaber die DFB-Fußballlehrer-Lizenz erwerben.
Foto: Henning Constien

Wie lange dauert dieser Lehrgang? Wie ist das mit dem Trainerjob beim LSK zu vereinbaren?

Xhafolli: „Zehn Monate dauert die Ausbildung an der Sporthochschule Köln, plus zwei Praktikums- und Prüfungsmonate. Also werde ich ein Jahr zwischen LSK und Köln hin- und herpendeln. Das hat mir der LSK in den Vertragsverhandlungen zugestanden, das war ein wichtiges Kriterium für meine Vertragsverlängerung. Außerdem kommt mir und dem Verein dann wieder zugute, dass wir ein Trainerduo sind und Rainer das Training unter der Woche leiten kann.“

„Ein grandioser Athletiktrainer!“, urteilt Xhafolli über die Arbeit von Gregor Trowitzsch (l.), hier mit LSK-Kapitän Lukas Pägelow.
Foto: Jürgen Poersch

Zum LSK-Trainerteam gehören außerdem Michael Lindner, Gregor Trowitzsch und Mario Drewes.

Xhafolli: „Ja, das sind alles Topleute! Michael war ja zunächst Praktikant bei uns, dann Co-Trainer. Er arbeitet akribisch, bringt neue Ideen ein und ergänzt uns hervorragend in Bereichen, die wir nicht ausfüllen können. Gregor ist als Athletiktrainer grandios! Was er jetzt in der Corona-Zeit leistet, ist außergewöhnlich. Von seinem Online-Training sind unsere Spieler hellauf begeistert. Und Mario ist als Torwarttrainer eine Spitzenkraft. Es spricht für ihn, dass Torwarte wie Ole Springer, Maxi Wulf, Haris Zlomusica und unsere jetzige Nummer 1 Roman Birjukovic sich so toll entwickelt haben. Außerdem ist Mario auch als Mensch überragend. Immer lächelnd, immer positiv. Er ist die gute Seele des Teams.“

Die Seele des Vereins ist der Vorstand. Wie kommst Du mit denen aus?

Xhafolli: „Sebastian Becker, Alexander Diercks, Martin Wilke und Henning Constien machen herausragende Arbeit. Vieles von dem, was diese Vier leisten, sieht man gar nicht. Wir sehen nur die Ergebnisse. Trotz äußerst schwieriger Corona-Zeiten kommen alle Zahlungen pünktlich. Das ist nicht selbstverständlich. Außerdem entsteht in der Goseburg ein modernes Trainingszentrum. Das alles ist sensationell! Ich komme mit allen Vorstandsmitgliedern sehr gut aus.“

Sensationell findet Qendrim Xhafolli die Arbeit des LSK-Vorstandes mit (v. l.) Schatzmeister Henning Constien, Vizepräsident Alexander Diercks, Jugendvorstand Martin Wilke und Präsident Sebastian Becker.
Foto: Jürgen Poersch

Kommen wir vom Vorstand zum Regionalliga-Spielerkader. Wie sind da die Planungen?

Xhafolli: „Wir haben jetzt 22 Spieler für die kommende Saison unter Vertrag. Wir suchen noch nach einem Spieler, der den Abgang von Bastian Stech kompensieren kann. Rainer und ich wünschen uns, dass Eliezer Correia Cà, der ja im Frühjahr zurückgekehrt ist, auch in der kommenden Saison bleibt.“

Außerdem habt Ihr angekündigt, dass Ihr einen Spielmacher-Typen fürs Mittelfeld sucht.

Xhafolli: „Ja, wir haben einen jungen Spieler im Auge, einen Umschaltspieler, der den Übergang von der Defensive in die Offensive beschleunigt. Aber den müssen wir erst noch überzeugen, zu uns zu wechseln. Mit Geld kann der LSK nicht locken, aber mit der Perspektive auf Spielpraxis und Weiterentwicklung.“

Heißt das, dass Ihr diese Rolle Euren jungen Spielern wie Bajrush Osmani oder Umut Ataykaya noch nicht zutraut?

Xhafolli: „Umut sehen wir eher als Spieler in der Spitze oder auf den Außenpositionen, der sich seine Chancen selbst erarbeitet. Bajrush könnte das, aber wir müssen mal abwarten, wie die Jungs die einjährige Corona-Pause verkraftet haben.“

Qendrim Xhafolli ist sehr zufrieden mit der Entwicklung von jungen LSK-Spielern wie Abdul Gafar (r.), hier gegen den Flensburger Kevin Njie.
Foto: HEIMSPIEL.media / Stefan Großmann

Wir seid Ihr überhaupt mit der Entwicklung der vielen sehr jungen Spieler zufrieden? Wer hat den größten Sprung gemacht?

Xhafolli: „Ich will da eigentlich keinen einzelnen herauspicken. Die haben alle einen guten Sprung gemacht. Da schlummert viel Potenzial. Paradebeispiele sind natürlich Daniel Hefele, der schnell im Team Fuß gefasst hat, oder Abdul Gafar, der ein sehr interessanter Spieler ist, oder der armenische U21-Nationalspieler Erji Ghubasaryan. Wir haben viele Talente, die noch lange nicht am Ende ihrer Entwicklung sind. Ganz wichtig ist, dass sie von erfahrenen Spielern wie Tomek Pauer, Lukas Pägelow und Stefan Wolk angeleitet werden und sich in deren Schatten entwickeln können.“

Qendrim, letzte Frage: Es ist kein Geheimnis, dass man von einem Cheftrainer-Gehalt beim LSK keine Familie ernähren kann. Wie läuft’s beruflich?

Xhafolli: „Ich führe in Uelzen ja ein Unternehmen in der Immobilienbranche. Das habe ich bisher allein gemacht. Jetzt bin ich froh, dass mein Bruder ins Geschäft eingestiegen ist, sodass die Arbeit geteilt ist und ich meinen Job gut mit dem Traineramt beim LSK vereinaren kann.“

Qendrim, vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg in den beiden kommenden Jahren beim LSK!

Lesetipp:
Ein weiteres Online-Interview mit LSK-Cheftrainer Qendrim Xhafolli ist im Fußball-Fach-Forum tansfermarkt.de erschienen. Hier geht’s zum Interview:
https://www.transfermarkt.de/xhafolli-im-interview-bdquo-haben-uns-in-einer-umgebauten-kneipe-mit-tresen-umgezogen-ldquo-/view/news/383141