Der ehemalige LSK-Torwart Ole Springer ist seit Sommer 2020 bei Werder Bremen unter Vertrag.
Foto: Werder Bremen

Er war der Publikumsliebling beim Lüneburger SK, für den er seit 2016 im Tor stand. Im Sommer 2020 wechselte Ole Springer zu Werder Bremen, wo er in verschiedenen Rollen für die U23 aktiv ist. Am morgigen Mittwoch um 19 Uhr erwartet der 29-Jährige in Bremen seinen Ex-Klub LSK zum Nachholspiel der Regionalliga Nord. Grund genug, ein Interview mit Ole zu führen

Moin Ole, wie geht’s Dir bei Werder Bremen?

Springer: „Richtig gut, das macht total Spaß hier.“

Wie sieht denn Dein Tagesablauf in Bremen aus?

Springer: „Um 9 Uhr bin ich meist im Trainingszentrum. Die erste Trainingseinheit mit der U23 beginnt um 10 Uhr. Danach habe ich Mittagspause. Um 15 Uhr startet die zweite Trainingseinheit. Zweimal in der Woche übernehme ich auch das Training mit den Keepern unserer U14 und U15, sodass ich meist um 19 Uhr wieder zu Hause bin. Außerdem bin ich regelmäßig in der Werder-Geschäftsstelle, arbeite an verschiedenen Projekten mit.”

Was sind das für Projekte?

Springer: „Naja, dazu darf ich öffentlich nichts Konkretes sagen, es geht aber um Kaderplanung, Scouting, das Nachwuchsleistungszentrum und andere Dinge.”

Ole Springer (r.) hat sich schon immer auch für die Aspekte des Fußballs interessiert, die außerhalb des Platzes liegen, hier bei einem Sponsorenbesuch in der Lüneburger Agentur web-netz zusammen mit (v. l.) LSK-Teamchef Rainer Zobel, web-netz-Chef Patrick Pietruck, web-netz-Mitarbeiter Friedhelm Mienert und LSK-Betreuer Jürgen Junge.
Foto: Jürgen Poersch

Hast Du auch Kontakt mit den Zweitliga-Profis von Werder?

Springer: „Ja, ich bin immer mal wieder beim Training dabei, wenn ein zusätzlicher Torwart gebraucht wird. In der vorigen Saison habe ich sogar von März bis Mai ständig mit den Profis trainiert.“

Dann hast Du ja den Abstiegskampf in der Bundesliga hautnah miterlebt. Wie hast Du das empfunden?

Springer: „Da war ganz Werder Bremen in Schockstarre. Es hängt ja so viel dran an einem Abstieg – die vielen Mitarbeiter, die finanziellen Probleme. Aber wir sind jetzt alle noch enger zusammengerückt, damit wir da gemeinsam wieder rauskommen. Die Situation hat sich etwas dadurch entspannt, dass die Transferphase gut für Werder gelaufen ist.“

Hat sich durch den Abstieg auch für Dich persönlich etwas zum Nachteil verändert?

Springer: „Nein, das nicht.“

Zur aktuellen Regionalliga-Saison: Ihr seid mit einer glatten 0:3-Niederlage in Oldenburg gestartet. Wie kam es dazu?

Springer: „Wir waren eindeutig nicht gut, weil einige junge Spieler in ihrem ersten Herrenspiel noch zu unerfahren waren. Oldenburg war die bessere Mannschaft. Aber das Ergebnis ist zu hoch ausgefallen, wir waren da nicht drei Tore schlechter.“

Inzwischen steht Werder auf dem zweiten Tabellenplatz, hat zuletzt den ehemaligen Spitzenreiter VfV Hildesheim mit 8:1 vom Platz gefegt. Wie kam dieser Kantersieg zustande?

Springer: „Unsere jungen Spieler finden sich immer besser in der Regionalliga zurecht, sie setzen den Matchplan von Trainer Konrad Fünfstück um, da greift ein Rädchen ins andere. Vielleicht ist es auch ein Vorteil für uns, dass bisher keine Verstärkung aus dem Profikader dazugekommen ist, sodass sich unsere U23 einspielen konnte.“

Du sitzt immer als zweiter Torwart auf der Bank. Fehlt Dir da nicht was?

Springer: „Naja, das ist vielleicht der einzige negative Aspekt, dass ich nur noch selten selbst im Tor stehe. Aber das war mir ja von vornherein klar. Ich bin als Bindeglied zwischen dem Trainerteam und den jungen Spielern geholt worden und stehe nur im Tor, wenn unsere Nummer 1 ausfallen sollte. Diese Rolle macht mir Riesenspaß. Außerdem spiele ich ja ständig Fußball – jede Woche sechseinhalb Tage auf hohem Niveau. Die gleiche Rolle spielt übrigens Ex-Werder-Profi Philipp Bargfrede mit seinen 32 Jahren. Auch er ist Bindeglied zwischen Trainern und Spielern. Nur hat Philipp das Glück, dass er Feldspieler ist und als Sechser immer mit auf dem Platz steht.“

Ole, sechs Tage volles Programm, bleibt da noch Zeit für Besuche in Deiner Heimatstadt Uelzen oder beim LSK?

Springer: „Tatsächlich leider nur selten. Privat bin ich ab und zu am trainingsfreien Montag oder Dienstag für ein paar Stunden in Uelzen. Den LSK habe ich zuletzt beim Testspiel gegen VfL Wolfsburg II gesehen. Aber ich habe mir fest vorgenommen, mal mit einer Kiste Bier vorbeizukommen und mit den Jungs nach dem Training zu schnacken.”

Wie lebst Du in Bremen?

Springer: „Meine neue Freundin und ich haben eine Wohnung mitten in der Stadt gefunden. Von da aus gehe ich nur 15 Minuten bis zum Nachwuchsleistungszentrum am Weserstadion. Das passt alles perfekt, zumal meine Freundin die Tochter eines ehemaligen Werder-Profis ist.“

Darf man den Namen des Werder-Spielers erfahren?

Springer: „Das ist Frank Neubarth. Er ist ja heute Trainer beim Landesliga-Spitzenreiter FC Verden.“

Im Juli 2019 stand Ole Springer beim Gastspiel in Bremen noch im LSK-Tor. Morgen trägt er das Werder-Trikot.
Foto: HEIMSPIEL.media / Stefan Großmann

Seit Deinem Abgang steht Roman Birjukov im LSK-Tor. Hast Du ihn schon mal gesehen, wie schätzt Du Deinen Nachfolger ein?

Springer: „Ich habe gelesen, dass Roman regelmäßig starke Leistungen bringt. Es verbietet sich einfach, dass ich als Torwart öffentlich ein Urteil über einen Kollegen abgebe. Aber es freut mich natürlich, dass der LSK eine gute Lösung gefunden hat.“

Mit Roman Birjukov (2. v. l.) hat der LSK einen hervorragenden Nachfolger für Ole Springer gefunden.
Foto: Jürgen Poersch

Ole, was unterscheidet Werder vom LSK? Was hast Du in Bremen dazugelernt?

Springer: „Es ist ein Riesenunterschied, ob man neben dem Beruf am Abend nur anderthalb Stunden Zeit für Training hat, wie beim LSK, oder ob man, wie bei Werder, jeden Tag acht Stunden Zeit für Fußball hat. Das gibt viel mehr Raum für Detailarbeit. Die Torwarttrainer haben mehr Zeit, und dadurch werden die Torhüter immer besser. Auch ich als älterer Keeper profitiere davon. Höhere Quantität bringt eindeutig höhere Qualität. Das habe ich in Bremen neben anderen Dingen gelernt.“

Wie sind Deine Perspektiven bei Werder? Dein Vertrag läuft noch bis zum Sommer 2022, wird er verlängert?

Springer: „Darüber werden wir zeitnah sprechen.“

Ole, zum Schluss kannst Du uns doch mal verraten, mit welcher Taktik Werder morgen gegen Deinen alten Klub LSK aufläuft, oder?

Springer (lacht): „Unsere Trainer haben mich schon einiges über den LSK gefragt. Umgekehrt kann ich keine Auskunft geben, tut mir leid.”

Ole, vielen Dank für das Gespräch.