Sein siebtes Saisontor: Malte Meyer (l.) schoss das 1:1. Hier versucht ihn VfB-Abwehrchef Marcel Appiah zu stoppen.
Foto: Michael Behns

Wahnsinn! Was für ein Spiel! Fußball-Regionalligist Lüneburger SK Hansa hat heute Abend in der Nachholbegegnung gegen Spitzenreiter VfB Oldenburg ein grandioses Spiel gezeigt. Beim hochverdienten 1:1 (0:1) vor 350 Zuschauern hatte der LSK den bisher so souveränen VfB sogar am Rande einer Niederlage.

Wie kam es zu der kleinen Sensation? Die Voraussetzungen waren gar nicht gut, denn LSK-Teamchef Rainer Zobel und Cheftrainer Qendrim Xhafolli mussten auf drei Defensivspieler verzichten. Neben den gelbgesperrten Tomek Pauer und Stefan Wolk fehlte der verletzte Michel Oelkers (dreifacher Rippenbruch).

Zobel und Xhafolli machten alles richtig

Gutes Händchen: LSK-Cheftrainer Qendrim Xhafolli (vorne stehend) und Teamchef Rainer Zobel (dahinter sitzend) lagen mit ihren personellen und taktischen Entscheidungen goldrichtig. Das fanden auch die vielen LSK-Fans, die begeistert mitgingen.
Foto: Michael Behns

Doch die Trainer, die sich zuletzt manche Kritik wegen einiger personeller und taktischer Entscheidungen anhören mussten, fanden Lösungen, sehr gute Lösungen. Daniel Hefele und Erjanik Ghubasaryan ersetzten die Mittelfeld-Platzhirsche Pauer und Wolk tadellos. Und Zobel/Xhafolli zogen noch zwei Joker aus dem Ärmel: Sie brachten den genesenen Nico Hübner auf der rechten Seite und den jungen Constantin Jordanov von Beginn an in einer zentralen Mittelfeldrolle. Um es vorwegzunehmen: Der 19-jährige machte ein ebenso famoses Spiel wie der routiniertere Kollege Hübner!

Joker Jordanov sticht!

Der 19-jährige Constantin Jordanov (r.) machte ein Klassespiel im Mittelfeld, bestach immer wieder mit seiner Ruhe und klugem Passspiel. Hinten Erjanik Ghubasaryan, der gewohnt zweikampfstark im Mittelfeld agierte.
Foto: Michael Behns

Aber der Reihe nach: Auf dem gut bespielbaren und ausreichend erleuchteten B-Platz des Neetzer Jahnstadions versuchte der VfB, von vielen Fans lautstark unterstützt, sein gepflegtes Aufbauspiel aufzuziehen, das in dieser Saison schon acht Siege und ein Remis eingebracht hat. Doch: Der LSK hielt leidenschaftlich dagegen. Die Lüneburger waren ganz eng an ihren Gegnern dran, gingen beherzt in die Zweikämpfe. Das Oldenburger Spiel stockte. Vorne brachten die Gäste kaum Furchterregendes zustande.

Im Gegenteil: In der 12. Minute eine tolle Chance für Flügelmann Abdul Gafar. Er brach nach einem Fehlpass von VfB-Abwehrchef Marcel Appiah halblinks durch, stand vor VfB-Keeper Pelle Boevink, doch sein Schuss strich parallel zur Torauslinie vorbei. Das erste offensive Ausrufezeichen des LSK.

Abdul Gafar (oben) lieferte sich tolle Zweikämpfe mit dem ausgezeichneten VfB-Rechtsverteidiger Dennis Engel.
Foto: Michael Behns

Was für ein ärgerliches Gegentor!

Es gelang den Lüneburgern mehr und mehr, die Oldenburger in ein Kampfspiel zu ziehen. Das war der Plan, und er ging zunächst auf. Bis zur 22. Minute: Schiedsrichterball, ein Oldenburger chippte den Ball gedankenschnell in den 16er. VfB-Mittelfeldspieler Diyar Saka zog sofort ab, und der Schuss wurde von der Lüneburger Abwehr so unglücklich abgefälscht, dass Torwart Roman Birjukov dem Ball nur noch hinterherschauen konnte: 0:1. Ganz ärgerlich!

Mancher auf den Rängen fürchtete schon, der VfB würde nun sein Spiel aufziehen und den LSK wie erwartet abschießen. Mitnichten! Der LSK biss sich bei Sturm und einsetzendem Regen weiter in den Gegner rein. So kam der VfB nur noch zu einer Chance in der 41. Minute, als Torschütze Saka an einer Linksflanke vorbeirutschte. Im Gegenzug köpfte Constantin Jordanov nach einem Freistoß am Tor vorbei.

Daniel Hefele (Mitte) lieferte eine blitzsaubere Partie auf der Sechs ab. Rechts LSK-Kapitän Lukas Pägelow, der ganz stark im Abwehrzentrum spielte.
Foto: Michael Behns

0:1 zu Pause. Wieder sahen einige LSK-Fans neben Regenwolken und Gewitter Unheil aufziehen, denn der LSK hatte in der ersten Halbzeit mit starkem Rückenwind gespielt, musste nach dem Wechsel gegen die Böen anrennen. Vorteil VfB.

Nach der Pause schmiss Hübner den Turbo an

Nico Hübner sorgte nach der Pause für mächtig Betrieb auf dem rechten Flügel und bereitete das 1:1 mit seinem Pfostenschuss vor.
Foto: HEIMSPIEL.media / Stefan Großmann

Doch es kam ganz anders. Die Lüneburger legten in der zweiten Halbzeit furios los. Der endlich wieder gesunde Nico Hübner sorgte auf dem rechten Flügel im Zusammenspiel mit Marian Kunze für reichlich Wirbel. Wären Hübners Flanken und letzte Pässe präziser gekommen, hätten sich da schon dicke Chancen für den LSK ergeben können. Ebenso, als Malte Meyer rechts durchbrach, aber keinen Abnehmer in der Mitte fand.

Die LSK-Trainer brachten Frisches für die Offensive: Jonas Seidel kam für Gafar, der sich in Zweikämpfen mit VfB-Verteidiger Engel aufgerieben hatte. Yigit Yagmur ersetzte den guten Erjanik Ghubasaryan. Jetzt spielte nur noch der LSK. Der VfB stand hinten drin, suchte sein Heil in langen Bällen. Einmal wurde es noch brenzlig für den LSK, als der eingewechselte Oldenburger Max Wegner allein vor Torwart Roman Birkjukov auftauchte. Doch der Keeper fischte dem Angreifer mit einem seiner unnachahmlichen Panthersprünge den Ball im letzten Moment vom einschussbereiten Fuß. Was für ein großartiger Torwart!

„Dingelingeling, hier kommt der Meyermann!“

Malte Meyer in einem seiner vielen Zweikämpfe mit Appiah. Den entscheidenden gewann er. Links Constantin Jordanov.
Foto: Michael Behns

Zum Glück hat der LSK nicht nur einen tollen Torwart, sondern auch einen Mittelstürmer mit Torriecher. Es kam die 83. Minute. Yigit Yagmur flankte von rechts. Der abgewehrte Ball kam zu Nico Hübner, der schoss aus 16 Metern an den Pfosten. Malte Meyer erkannte die Chance sofort, löste sich gedankenschnell von seinem Gegenspieler Appiah und setzte den Abpraller vehement in die Maschen. 1:1!

Das 1:1, der Ball ist drin! Malte Meyer reißt am 5er im Fallen die Arme hoch, auch Nico Hübner (Nr. 7), Yigit Yagmur und der starke Marian Kunze jubeln. Im Hintergrund schauen die Oldenburger Reservisten fassungslos zu.
Foto: Frank Lübberstedt

Riesenjubel auf Rasen und Rängen. Der LSK-Fanblock intonierte ausgelassen: „Dingelingeling, dingelingeling, hier kommt der Meyermann!“ Der B-Platz wurde zum Hexenkessel. Da zeigte sich, wie begeisterungsfähig das Lüneburger Publikum ist, wenn das Team so unbändig fightet und mutigen offensiven Fußball zeigt.

Beide Teams spielten in der Schlussphase voll auf Sieg, begeistert angefeuert von beiden Fanblocks. Der große Favorit Oldenburg stand mit dem Rücken an der Wand, versuchte es verzweifelt mit letzten langen Bällen. Doch die LSK-Abwehr mit Roman Birkujov, Marian Kunze, Lukas Pägelow, Alessandro Otte und Eliezer Correia Cà stand an diesem stürmischen Abend wie eine Betonmauer. Alle spielten bärenstark!

Die Abwehr vor LSK-Torwart Roman Birjukov stand bis zum Schluss wie eine Eins. Hier blockt Eli Correia Cà, der ein brillantes Spiel machte und auch bei Vorstößen Akzente setzte.
Foto: Michael Behns

So blieb es beim umjubelten 1:1. „Jaaa!“, schrie Keeper Birjukov beim Schlusspfiff seine Freude raus. Die Spieler umarmten sich. Da fiel nach schwierigen Wochen eine Last von allen Schultern ab. Sie hatten auf Augenhöhe mit dem besten Team der Regionalliga Nord mitgehalten und ein deutliches Zeichen gesetzt: Wir leben noch!

„Was für ein grandioses Spiel, wir hätten sogar gewinnen können“, war am Ende nicht nur LSK-Fan Ulli Schröder begeistert. Dieses mitreißende Spiel hat Lust auf mehr gemacht. Zum Glück geht es ja schon am kommenden Sonntag weiter in Neetze (siehe unten).

So spielte der LSK: Birjukov – Kunze, Pägelow, Otte, Coreia Cà, Gafar (72. Seidel) – Hübner (90. Zoch), Ghubasaryan (81. Yagmur), Hefele, Jordanov – Meyer

Sonntag in Neetze: Abstiegsduell LSK – HSC Hannover

Lukas Pägelow (r.), Eli Correia Cà (l.) und der LSK erwarten am Sonntag den HSC Hannover. Eine ganz wichtige Partie!
Foto: HEIMSPIEL.media / Stefan Großmann

Das nächste Heimspiel des LSK steht schon am kommenden Sonntag auf dem Spielplan: Um 15 Uhr gastiert der HSC Hannover in Neetze. Gegen die Gäste hat der LSK seinen einzigen Sieg in der Hinrunde gelandet.

Tickets gibt es bereits online unter www.lsk-hansa.de/ticketshop