Ohne den gesperrten Top-Torjäger Malte Meyer (Mitte) muss der LSK gegen Drochtersen klarkommen.
Foto: HEIMSPIEL.media / Stefan Großmann

Mit dem 2:0-Heimsieg gegen den Heider SV und dem 0:0 bei Altona 93 ist Regionalligist Lüneburger SK Hansa gut in die Abstiegsrunde gestartet: Doch jetzt kommt eine harte Nuss: Am kommenden Sonntag um 15 Uhr geht es im Neetzer Jahnstadion gegen den SV Drochtersen/Assel. Beim LSK fallen entscheidende Spieler aus, dazu mehr am Ende dieses Berichtes.

Die „Asseln“ zählen nicht gerade zu den Lieblingsgegnern des LSK – nicht nur, weil sie immer wieder mit hohen Gagen Spieler aus unserer Region angelockt haben (Ioannou, Wolk, Grahle, Schuhmann, Krottke, Gierke, Kleine, Kühn, Anders), sondern auch, weil es für den LSK in den Spielen gegen D/A selten etwas zu gewinnen gab.

Der LSK war 2014, im Jahr des Umzugs von Wilschenbruch nach Bardowick, in die Regionalliga aufgestiegen – übrigens mit Stefan Wolk und Nico Hübner, die heute noch im Kader stehen, außerdem mit Oliver Ioannou, der jetzt in Drochtersen spielt. In der Oberliga-Saison 2013/14 wurde der LSK Meister, Drochtersen nur Sechster. Doch ein Jahr später wurde D/A Meister und schaffte ebenfalls den Aufstieg in die Regionalliga.

Marco Schuhmann (vorne) war einer von vielen Spielern, die vom LSK nach Drochtersen wechselten.
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Der letzte LSK-Sieg gegen Drochtersen liegt Jahre zurück. Im Oktober 2018 gab es einen 3:1-Heimerfolg, in derselben Saison immerhin auswärts ein 1:1. Doch die letzten drei Spiele gingen an die Asseln: 2:4 auswärts (mit zwei D/A-Toren von Marco Schuhmann) und 0:1 daheim in der Saison 2019/20. Zuletzt gab es im Oktober 2020 eine 0:2-Niederlage in Drochtersen. Danach wurde die Saison wegen Corona abgebrochen, in dieser Saison spielte der LSK in der Südstaffel, Drochtersen in der Nordstaffel.

Dort erlebten die Erfolgsverwöhnten allerdings eine böse Überraschung. Am letzten Spieltag der Vorrunde fingen sie in der 85. Minute das 2:2 beim VfB Lübeck ein und rutschten in die Abstiegsrunde.

Für den erfolgshungrigen D/A-Macher Rigo Gooßen sicher eine unerträgliche Schmach. Der Steuerberater mit 70 Mitarbeitern in seinen Kanzleien in Drochtersen, Stade und Jork ist seit 1982 Vereinspräsident. In 40 Jahren machte er aus einem Dorfklub eine norddeutsche Fußballmacht, die sogar dem großen FC Bayern München im DFB-Pokal ein 0:1 abtrotzte, und die mit dem Aufstieg in die 3. Liga liebäugelt.

Trainerwechsel in Drochtersen

Dazu muss Drochtersen jetzt aber erstmal die Niederungen der Abstiegsrunde durchwaten. Für die kommende Saison hat Gooßen schon erste Weichen gestellt: Trainer Lars Jagemann wird durch den jetzigen Co-Trainer Frithjof Hansen ersetzt. Der A-Lizenz-Inhaber ist erst 26 Jahre alt, gilt als großes Trainer-Talent. Es wäre nicht das erste Mal, dass Gooßen, dem gern ein Regiment nach Gutsherrenart nachgesagt wird, ein gutes Händchen bei der Trainerwahl hat. Er beförderte 2014 den D/A-Spieler Enrico Maaßen zum Cheftrainer. Glücksgriff! Mit Maaßen stieg Drochtersen auf und etablierte sich in der 4. Liga.

Über die Zwischenstation Rödinghausen, wo er Regionalliga-Meister wurde, ist Maaßen 2020 bei Borussia Dortmund gelandet. Auch dort wurde er mit der U23 Regionalliga-Meister, sodass der BVB seinen Vertrag bis 2024 verlängert hat. Maaßen gilt als „heißes Eisen im Profifußball“, wie die Ruhr Nachrichten schrieben. Der SC Paderborn und Hannover 96 sollen an ihm interessiert gewesen sein.

Wie gesagt, eine Entdeckung von Rigo Gooßen. Der hat vor der Saison Ex-Regionalliga-Kapitän Sören Behrmann zum Teammanager gemacht. Behrmann wiederum hat kürzlich die Verpflichtung von Dennis Rosin, dem überragenden Spielmacher von Altona 93, vermeldet. Rosin dirigiert ab Sommer in Drochtersen.

Ioannou geht, Rosin kommt von Altona

Der frühere LSK-Spieler Oliver Ioannou (Mitte) verlor 2018 mit Drochtersen 1:3 auf den Sülzwiesen – der letzte LSK-Sieg gegen den „Lieblingsgegner“.
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Im Winter haben Behrmann und Gooßen zwei neue Spieler geholt: Innenverteidiger Liam Giwah (22) von Holstein Kiel II und den zentralen Mittelfeldspieler Jorik Wulff (20), der nach sechs Jahren von Werder Bremen II zu seinem Heimatverein Drochtersen zurückgekehrt ist.

Ein Abgang steht auch schon fest: Oliver Ioannou (32), der von 2012 bis 2015 beim LSK spielte, wird D/A nach sieben Jahren verlassen und in der kommenden Saison Spielertrainer beim Bezirksligisten Viktoria Gesmold unweit seines Wohnortes Osnabrück.

Gafar soll Meyer ersetzen

Meyer-Vertreter: Der unberechenbare Abdul Gafar (l.) könnte Sonntag sein Debüt als Spitze geben.
Foto: Jürgen Poersch

Die Drochterser kommen Sonntag mit einem gefährlichen Angreifer zum LSK. Rechtsaußen Hassan El-Saleh hat sechs Saisontore und vier Torvorlagen auf den Konto. Mittelstürmer Fabio Dias (fünf Treffer und drei Vorlagen) ist in der Winterpause zum Heeslinger SC gewechselt.

Öfter getroffen als die beiden zusammen hat LSK-Mittelstürmer Malte Meyer. Der 12-Tore-Mann fehlt leider am Sonntag, denn nach seiner gelb-roten Karte in Altona ist er für ein Spiel gesperrt.

Wie will der LSK diesen Ausfall kompensieren? „Da würde sich zum Beispiel Abdul Gafar anbieten“, sagt Rainer Zobel. Der LSK-Teamchef hatte zuletzt in Altona wegen einer Corona-Infektion gefehlt, doch am Sonntag will er wieder auf der Bank sitzen: „Meine Quarantäne läuft am Samstag ab. Ich werde mich testen und will Sonntag dabeisein.“

Hübner nach Corona wieder am Start

Corona-Comeback: Der schnelle Nico Hübner (Mitte) ist genesen und soll Sonntag den linken Flügel beleben.
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Auch Linksaußen Nico Hübner, der zuletzt ebenfalls wegen Corona fehlte, ist wieder dabei. „Das ist wichtig für uns, denn Nico soll auf der linken defensiven Seite Gafar ersetzen, damit der weiter vorne spielen kann. Da ist Gafar sowieso stärker“, hat Zobel erkannt.

Pägelow fällt mit Corona aus

Neben Torgarant Meyer muss der LSK gegen Drochtersen weitere Ausfälle verkraften: Kapitän Lukas Pägelow hat sich auch mit Corona infiziert, er wird Sonntag auf jeden Fall fehlen. Ein Fragezeichen steht noch hinter dem Sechser Daniel Hefele und dem neuen Spielmacher Kevin Barajas, beide angeschlagen.

Infiziert: Lukas Pägelow (r.) fehlt gegen Drochtersen, es wird kein erneutes Duell mit D/A-Torjäger Alexander Neumann geben.
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Fehlen werden definitiv die Defensivspieler Michael Oelkers und Constantin Jordanov sowie die Stürmer Jonas Seidel und Valentin Zalli, alle verletzt. Neuzugang Zalli plagt sich mit hartnäckigen Problemen am Syndesmoseband, das unteres Schienbein und Wadenbein zusammenhält. 

Die Aufstellung für Sonntag ist also für Cheftrainer Qendrim Xhafolli und Zobel noch ein Puzzle mit vielen Unbekannten. „Mal schauen, vielleicht müssen wir das System umstellen“, überlegt Zobel.

Wolks Wille wird gebraucht

Ruhig, robust, routiniert: Stefan Wolk (r.) soll die LSK-Defensive gegen seinen Ex-Klub Drochtersen stabilisieren und dirigieren.
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Auf jeden Fall wird Stefan Wolk gegen seinen ehemaligen Klub gefragt sein. Der Routinier war in Altona erst in der 88. Minute eingewechselt worden. „Stefan hat sich bei der Polizei gerade wieder in den Außendienst versetzen lassen, da ist es manchmal schwierig, rechtzeitig zu den Spielen und zum Training zu kommen“, weiß Zobel, „dadurch ist er nicht hundertprozentig fit. Aber wir brauchen ihn jetzt mit seiner großen Erfahrung und seinem unbedingten Willen.“

Zum Gegner sagt der Teamchef: „Drochtersen, das war immer schwierig und unangenehm. Ich hatte den Eindruck, dass sie sich gegen uns stets besonders angestrengt haben. Das Verhältnis zwischen beiden Vereinen ist ja wohl seit Langem nicht das beste, weil immer mal wieder Spieler dorthin gewechselt sind. Aber damit habe ich nichts zu tun und Qendrim auch nicht.“

Trotz aller personellen Probleme muss der LSK versuchen zu punkten. Denn es wird schwierig genug, den aufgerüsteten BSV Rehden hinter sich zu halten bzw. den FC St. Pauli II noch zu überholen. Wie Cheftrainer Xhafolli schon sagte: „Jedes Spiel der Abstiegsrunde ist ein Endspiel!“

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